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Hans Chanan Flörsheim - Hassia Judaica

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des Marsches herbei. Wir sollten eigentlich - laut den vor der Abreise in-<br />

Toulouse gegebenen Instruktionen - versuchen, nach Barcelona zu kommen,<br />

aber in dem Zustand, in dem wir uns befanden, waren wir froh, vom<br />

erstbesten Polizisten in Empfang genommen zu werden.<br />

Zu allem Überfluss kletterten wir einmal eine steile Schlucht hinunter,<br />

in der Hoffnung in das Tal zu gelangen, aber als wir schon ziemlich tief<br />

unten waren, fiel das Gestein so steil ab, dass es lebensgefährlich war, sich<br />

weiterzuwagen. So mussten wir denn, was vielen unmöglich schien, wieder<br />

nach oben klettern. Ich glaubte kaum, dass ich es schaffen würde, doch mit<br />

einem Mal kam ich beim Steigen über den sogenannten toten Punkt hinweg<br />

und kletterte so schnell wie nie zuvor, sodass ich als Erster oben war. Als<br />

die anderen schnaufend ankamen, war ich schon längst ausgeruht.<br />

Endlich in Spanien<br />

Nach einer halben Stunde gingen wir weiter. Abermals glaubten wir einen<br />

Abstieg entdeckt zu haben, aber es war wieder nichts damit anzufangen.<br />

Schließlich trafen wir einen Schäfer. Einige, die ein paar Worte Spanisch<br />

gelernt hatten, fragten ihn nach dem Weg, und er zeigte ihn uns. Gleichzeitig<br />

wurden jetzt bei den besonders Ängstlichen unter uns alle Zweifel vertrieben,<br />

denn nun war es ganz sicher, dass wir auf spanischem Boden waren.<br />

Wir fanden bald den angegebenen Pfad, und von jetzt ab ging es munter<br />

und fröhlich bergab. Wir hielten es für geraten, die falschen Identitätskarten<br />

zu zerreißen, und so fand bei mir die Existenz des „Hendrik Westerman“<br />

auf jenem Berg in den Pyrenäen ein Ende.<br />

Einige 100 Meter über dem Tal wurde noch einmal große Rast gemacht.<br />

Wir besprachen Einzelheiten betreffs der vielen Fragen, die uns bald gestellt<br />

würden. Dann brachen wir auf, denn dichte Nebelwolken trieben zu<br />

uns heran. Es dauerte nicht lange, bis wir endlich das Tal erreichten. Hier<br />

konnten wir unsere Flaschen mit frischem Bergwasser füllen. Ein unbeschreibliches<br />

Glücksgefühl überkam mich. Mein größter Wunsch war endlich<br />

in Erfüllung gegangen! Einige Bauern, die wir von oben aus für Grenzpolizisten<br />

gehalten hatten, zeigten uns den Weg zum nächsten Dorf. Wir<br />

versuchten, etwas Essbares bei ihnen zu kaufen, aber sie hatten nichts.<br />

Ich hatte jetzt nur einen Wunsch, wieder in die zivilisierte Welt zu<br />

kommen, daher gingen Ernst und ich etwas schneller als die anderen. Aber<br />

meine geschwollenen Füße machten mir sehr zu schaffen. Schließlich hol-<br />

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