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Hans Chanan Flörsheim - Hassia Judaica

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Kühlwassertank leer war. Er sah auf der Landstraße umher nach einer Wasserquelle,<br />

aber fand nichts. Dann entdeckte er ein nahe gelegenes Haus und<br />

fuhr darauf los. Wir hielten im Hof, und er ging auf Wassersuche. Denn das<br />

Haus selbst war verlassen und abgeschlossen. Dann entdeckte einer eine<br />

Jauchegrube.<br />

Man wollte jetzt, in Ermangelung von Wasser, den Kühler mit Jauche<br />

füllen, aber man benötigte ein Gefäß. Unter großer Heiterkeit füllte man mit<br />

der Baskenmütze den Tank mit Jauche. Dann musste auch ich aussteigen<br />

und, immer schön in die Mitte genommen, um ein Weglaufen zu verhindern,<br />

durfte ich mithelfen, den Wagen wieder auf die Straße zu schieben. So<br />

fuhren wir dann wieder. Es herrschte eine sehr vergnügte Stimmung.<br />

Mein Nebenmann lachte fortwährend mit dem Inhaber der Baskenmütze,<br />

während er eine Zigarre rauchte. Nur der Fahrer fluchte scherzhaft, weil<br />

er sich dreckig gemacht hatte. Ich verhielt mich den größten Teil der Fahrt<br />

schweigend. Mein Mut war inzwischen wiedergekehrt, und ich hatte ihnen<br />

auch manche saftige Antwort gegeben. Unangenehm war nur der Gedanke,<br />

was in Bayonne geschehen würde, vor allem dachte ich an Misshandlungen,<br />

wie sie bei der Gestapo üblich waren.<br />

Endlich näherten wir uns Bayonne. Bald sah ich die wohlbekannten<br />

Straßen und fragte mich, wohin man mich bringen würde. Wir durchquerten<br />

die Stadt und nahmen dann die Richtung Biarritz. Aber noch bevor wir die<br />

Stadt endgültig verließen, verlangsamte der Fahrer die Fahrt und wir bogen<br />

in einen großen Garten, der zu einer noch größeren Villa gehörte.<br />

Wir traten durch die Hintertür ein. Das Haus schien sehr geräumig zu<br />

sein, und ich war sicher, dass sie sich nicht die hässlichste Villa requiriert<br />

hatten, um darin eine Zweigstelle des Sicherheitsdienstes Bordeaux zu<br />

errichten.<br />

Bald stand ich in einem hohen Zimmer, worin nur ein großer Billardtisch<br />

stand. Zwei Männer spielten gerade. Der Mann mit der Baskenmütze<br />

ging auf einen der beiden zu und redete mit ihm in verhaltenem Ton, während<br />

der Angeredete manchmal untersuchende Blicke zu mir herüber warf.<br />

Die Türe zum anliegenden Zimmer stand offen. Dort war ein langer<br />

Tisch, feierlich gedeckt, wie für eine große Gesellschaft. Aber lange Zeit,<br />

um mich umzusehen, hatte ich nicht, denn der eine Billardspieler legte jetzt<br />

gegen mich los: „Na, sag nur die Wahrheit, sag nur die Wahrheit, gleich<br />

spielen wir mal miteinander, wenn die Partie aus ist. Ja, gleich ist die Partie<br />

aus, und dann spielen wir. Weißt du, wie das ist, wenn dir die Haut näher ist<br />

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