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Hans Chanan Flörsheim - Hassia Judaica

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Abschied von unserem Passeur. Er versprach uns, sobald die Sache mit dem<br />

zweiten Passeur geklärt sei, er uns bei einem erneuten Versuch gratis hinüberbringen<br />

würde. Er bedauerte es, dass unsere Tour so misslungen war,<br />

und versprach auch Lore und Hugo, die nicht einen zweiten Versuch machen<br />

wollten, irgendwo unterzubringen.<br />

In Toulouse und Bordeaux<br />

Am nächsten Tag zogen wir los, der Bahnlinie folgend. Nach einer ¾-<br />

Stunde waren wir am Bahnhof, und ohne Zwischenfälle kamen wir gegen 9<br />

Uhr in Pau an. Diesmal regnete es, und das schien uns bezeichnend für<br />

unsere Wiederkehr. Wir teilten uns in Gruppen und schlenderten in der<br />

Stadt umher. Gegen 15 Uhr nahmen wir den Personenzug und um 7 Uhr<br />

abends kamen wir pünktlich in Toulouse an.<br />

Hugo und ich gingen noch abends zur Stadtkommandantur, um Lebensmittelmarken<br />

und Einquartierung zu besorgen, und so bekamen wir die<br />

bequemen Hotelbetten des Hotels “Dobriac“ in der Rue Gambetta, in denen<br />

wir später schlafen gingen.<br />

Es war Samstag, der 5. Februar 1944. Wir gingen erst einmal im städtischen<br />

Badehaus ein richtiges heißes Bad nehmen, um den Dreck der letzten<br />

Woche los zu werden. Dann schlenderten wir über den Markt auf dem Boulevard<br />

Strasbourg, um einige Kleinigkeiten zu kaufen. Anschließend ging man<br />

in kleinen Gruppen nach dem besten ausgehängten Menu Ausschau halten.<br />

Den Nachmittag vertrieb man mit Spaziergängen oder einem Besuch im Kino.<br />

Als wir abends vor dem Restaurant „Continental“ standen, erschien<br />

plötzlich Willy mit einem Mädel namens Betty, die ich bisher noch nicht<br />

kannte. Er war ganz perplex, uns wiederzusehen, und er musste meinem<br />

anfangs geäußerten Pessimismus Recht geben. Wir aßen dann zusammen<br />

und gingen danach in mein Hotelzimmer, um die Situation und das, was zu<br />

tun anstand, gründlich zu besprechen.<br />

Dabei hörten wir auch, dass Kurt in seinem Optimismus so ungefähr<br />

„ganz Frankreich“ mobilisiert hatte, denn er prophezeite, dass binnen drei<br />

Monaten alle nach Spanien gebracht würden. Von Paris bis zum Maquis,<br />

von Bordeaux bis Marseille, alle hatten ihre Arbeitsplätze verlassen und<br />

warteten darauf, die Bergtour nach Spanien anzutreten.<br />

Willy bereitete uns darauf vor, dass uns nichts weiter überbleiben würde,<br />

als wieder für einige Zeit an die Arbeit zu gehen. Das war ein schwerer<br />

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