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Hans Chanan Flörsheim - Hassia Judaica

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froh, ein selbständiges Leben zu führen und auf eignen Füßen zu stehen. Ich<br />

mietete ein Zimmer bei einer jüdischen Familie und machte bald Bekanntschaft<br />

mit gleichaltrigen Jungen und Mädchen.<br />

Der Kriegsschauplatz war zwar weit weg, aber die unglaublichen Erfolge<br />

Hitlers in Russland stimmten uns alle pessimistisch. Man hoffte zwar<br />

immer auf einen Gegenschlag der Alliierten in Form einer zweiten Front,<br />

aber die ließ auf sich warten. Abgesehen davon fühlte ich mich in Gouda<br />

wohl. Ich war 18 Jahre alt, das Leben schien schön mit Liebeleien und Enttäuschungen,<br />

wie es sein muss, und nur die Sorge um die Eltern in Deutschland<br />

warf ihren Schatten auf diese Idylle.<br />

Mein Vater war erneut unter irgendeinem Vorwand verhaftet worden,<br />

und ich bekam von ihm einmal eine Postkarte, deren Inhalt mir verriet, was<br />

bald darauf auch geschah: Im Monat Dezember 1941 erhielt ich von der<br />

Mutter die traurige Nachricht, dass er an einer Kreislaufstörung verstorben<br />

sei. Diese Ursachebezeichnung war in jener Zeit üblich für die Art, wie die<br />

Nazis ihre Verbrechen zu tarnen pflegten. 16<br />

Holländische Version des im September 1941<br />

in Deutschland eingeführten Judensterns. Seit<br />

dem 3. Mai 1942 wurden die Juden auch in<br />

Holland durch dieses Kennzeichen vogelfrei<br />

gemacht.<br />

16 Nach den Novemberpogromen 1938 war Julius <strong>Flörsheim</strong> zunächst in das Konzentrationslager<br />

Buchenwald gebracht worden. Am 13. Febr. 1939 wurde er erneut verhaftet und bis 1940<br />

im Zuchthaus Waldheim eingesperrt. Am 10. Juni 1941 schließlich wurde er wegen angeblichen<br />

„Vergehens gegen die Kriegswirtschaftsordnung“ in Leipzig verhaftet und am 25. Juli<br />

1941 ins Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert, wo er am 11. Dezember 1941 ermordet<br />

wurde.(B.MC./H.N.)<br />

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