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Hans Chanan Flörsheim - Hassia Judaica

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teils schon umgezogen. Alle waren ziemlich gespannt, doch rückte Kurt,<br />

wie es so seine Art war, nicht gleich mit der Hauptsache heraus, sondern<br />

gab erst einen Bericht über die Lage der Juden in Frankreich, über seine<br />

Erfahrungen der letzten Zeit, und zum Schluss kam er auf den Kern der<br />

Sache zu sprechen. Es war eine Möglichkeit geschaffen worden, nach Spanien<br />

zu gelangen, dank einer erst jetzt entdeckten jüdischen Schwesterorganisation.<br />

Das war für uns eine schöne Überraschung! Nach Spanien! Frei<br />

von diesen falschen Namen und Papieren! Aber nicht alle waren restlos<br />

begeistert. Rolf Rothmann, Paul Landauer, Emil Windmüller, Herbert Liffmann<br />

und ich waren die Mutigen, die sofort mitmachen wollten. Kurt sagte,<br />

es sei keine Kleinigkeit, die Pyrenäen zu überqueren, aber wir würden es<br />

alle wohl schaffen.<br />

Auch wusste er nicht, ob gleich so viele von Auffay mitgenommen werden<br />

könnten. Er würde uns auf jeden Fall darüber bald telegrafieren. Die<br />

Reihenfolge, wenn die Zahl der Teilnehmer beschränkt war, würde wie<br />

folgt sein: ich, Herbert, Paul, Emil und Rolf. Bis 2 Uhr nachts wurde noch<br />

geredet. Kurt wollte morgens wieder nach Paris zurück.<br />

Um Mitternacht war eigentlich Ausgehverbot, aber was kümmerte man<br />

sich in diesem Nest darum! Angeregt diskutierend gingen Zippi und ich<br />

schlafen.<br />

Es war für mich sicher, dass ich Montag Biville verlassen sollte, und zusammen<br />

mit mir auch die drei anderen. Am Samstag würde Kurt telegrafieren.<br />

Also arbeitete ich noch am Freitag, d. h. ich drückte mich vor jeder<br />

Arbeit und hatte die Absicht, am Samstag noch einmal nach Rouen zu fahren,<br />

um die Stadt zu besichtigen. Wie geplant, so getan. Das Wetter war<br />

nicht gerade dazu geschaffen, um sich eine Stadt anzusehen, aber da mir in<br />

solchen Fällen Regen oder Hagel nichts ausmachte, wanderte ich halb<br />

durchnässt durch Rouen, besah den Hafen, die Kathedrale und das Denkmal<br />

der Jeanne d`Arc. Danach nahm ich, da ich erst abends den Zug nach Auffay<br />

nehmen konnte, ein herrliches heißes Bad, das mich wieder ganz erfrischte.<br />

Gegen 22:30 war ich wieder oben in Biville, und da war es eine<br />

große Enttäuschung für mich, dass tagsüber kein Telegramm von Kurt gekommen<br />

war. Na, dachte ich, so ist es, wenn man sich auf etwas zu früh<br />

freut, dann muss es eben schiefgehen.<br />

Der Sonntag kam und immer noch kein Telegramm. Wir dachten schon<br />

alle, es sei etwas passiert mit Kurt. Man hatte ja Grund genug, um oft gleich<br />

an so etwas zu denken. Abends entschloss sich Max, Ries Mann, mit Paul<br />

zu telefonieren, der mit Kurt zusammen nach Paris gefahren war. Paul war<br />

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