Hans Chanan Flörsheim - Hassia Judaica
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Glas erhoben, bedeutungsvolle Wünsche. Das Wetter konnte besser sein,<br />
aber vielleicht würde sich das ändern.<br />
Alles wiederholte sich, nur die Teilnehmer waren andere. Diesmal ertrug<br />
ich die Fahrt von Pau mit dem Bummelzug in die gefährliche Sperrzone<br />
gelassener als voriges Mal, vielleicht auch, weil wir jetzt in einem Zivilabteil<br />
saßen. An einer kleinen Station vor Oloron Ste. Marie mussten wir<br />
aussteigen, um nicht vor der Dämmerung an unserem Ziel anzukommen.<br />
Das bedeutete, dass wir den ganzen Weg nach St. Christau laufen mussten.<br />
In dem kleinen Bahnhofsgebäude erwartete uns schon der Passeur, den<br />
ich ja vom vorigen Mal noch kannte. Dann ging es über durchweichte Wiesen<br />
und Felder Richtung Oloron. Willy und ein Mädel, Begleiterin der französischen<br />
Gruppe aus Toulouse, waren immer noch bei uns. Inzwischen<br />
dunkelte es. Nach zweieinhalb Stunden wurde Halt gemacht, und der Passeur<br />
brachte unsere Begleiter nach Oloron, da sie morgens nach Toulouse<br />
zurückkehren mussten, um den zweiten Teil des Transports zu holen.<br />
Inzwischen verkürzten wir uns die Wartezeit, indem uns die französischen<br />
Kameraden Geschichten aus dem „Maquis“ erzählten. Nach einer<br />
Stunde kam der Passeur, und es ging weiter. In der Dunkelheit schien es ein<br />
endloser Weg. Ein schlecht verpacktes Paket Würfelzucker, das Hermann in<br />
der Hand schleppte, war völlig nass geworden und musste später weggeworfen<br />
werden. Auch hatten wir - wie üblich - die kleinen Abenteuer wie<br />
Deckung im Straßengraben suchen wegen plötzlich auftauchender Autos,<br />
wobei ich einmal eine Böschung hinunterrollte. In schnellem Marschtempo<br />
ging es immer weiter.<br />
Endlich spät abends durchquerten wir St. Christau und kamen nass und<br />
müde in jenem Stall an, wo wir bei unserer vorigen Fahrt einen Tag und<br />
zwei Nächte biwakiert hatten. Wir taten nichts anderes, als das vorhandene<br />
Strohlager etwas zurechtzumachen, aßen noch eine Kleinigkeit und legten<br />
uns schlafen.<br />
Den nächsten Tag, den 13. April 1944, verbrachten wir mit Diskussionen,<br />
Essen und Schlafen. Die Scheune durfte nicht verlassen werden, weil<br />
man von deutschen Patrouillen von draußen gesehen werden konnte. Abends<br />
um 21 Uhr hörten wir den bereits bekannten Schrei, kwaak-kwaak,<br />
und Willy sowie der Passeur und das französische Mädel Evelyne traten<br />
ein. Jeder nahm seine Gepäckstücke, und nach 10 Minuten gingen wir hinaus<br />
in die dunkle Nacht.<br />
An der nahegelegenen Bahnlinie trafen wir die zweite Gruppe, die eben<br />
angekommen war. Dann kam der große Abschied von Willy. Ich sagte noch<br />
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