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Hans Chanan Flörsheim - Hassia Judaica

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machte kehrt. Dabei fragte ich ihn, ob alles in Ordnung sei und bekam eine<br />

befriedigende Antwort. Jetzt ein Sprung über einen Graben, und wir verschwanden<br />

im Gehölz. Die ganze Gegend schien uns völlig verlassen und<br />

man sah nur vereinzelte Bauernhöfe. Menachem füllte während der Ruhepause<br />

Zippis Pass aus, und dann aßen wir tüchtig. Ich verlor langsam das<br />

Gefühl jeder Gefahr und kam mir wie ehedem auf Fahrt mit dem Jugendbund<br />

vor.<br />

Nach etwa 10 Minuten brachen wir auf. Menachem lief jetzt zu Fuß ein<br />

gutes Stück vor uns, und hinter mir, wie zuvor, Zippi. Eine Weile gingen<br />

wir noch auf der Landstraße, aber bald bogen wir von ihr ab. Nun führte der<br />

Weg durch einige Felder, mal nach links, mal nach rechts. Ich sah kaum auf<br />

die Karte, und nur, wenn ich infolge einer Kurve Menachem aus dem Auge<br />

verlor, denn jener hatte jetzt ein Riesentempo angeschlagen, und ich musste<br />

mich sehr beeilen. Zippi sah ich ein gutes Stück hinter mir und gab ihm,<br />

soweit das möglich war, Zeichen, damit er keinen verkehrten Pfad einschlug.<br />

Plötzlich war der Feldweg mit Stacheldraht versperrt und dahinter lag<br />

ein Bauernhof. Wir stiegen an einer Stelle, wo der Stacheldraht aufgebrochen<br />

war, auf die andere Seite und ich ahnte, dass das die Grenze sein<br />

musste.<br />

Wir liefen auf dem Feldweg noch 50 Meter weiter, dann traten wir<br />

durch den Hof eines anderen Gehöfts, und dort sagte uns Menachem, dass<br />

wir die Hauptsache hinter uns hätten. Welche Freude! Das Wasser lief uns<br />

aus allen Poren, so hatten wir die letzte halbe Stunde geschwitzt. Wir befanden<br />

uns jetzt in einer Schmugglerwirtschaft, und Menachem wechselte<br />

dort unsere holländischen Gulden in belgische Franken. Um uns herum ging<br />

allerhand Gesindel aus und ein. Zum ersten Mal nach langer Zeit trank ich<br />

wieder Bier, gutes belgisches Bier, das erst einmal den Durst löschte.<br />

Menachem erkundigte sich nach dem weiteren Weg und wie es mit der<br />

Bewachung sei. Wir mussten noch etwas warten, bevor wir aufbrachen, um<br />

keine deutsche Patrouille zu treffen. Es war 12.30 Uhr, als wir dann loszogen.<br />

Diesmal ging ich als Letzter, und so kamen wir über verschiedene<br />

Wege auf die Landstraße, wo ein Schild nach Breda/Holland wies.<br />

Etwas später setzten wir uns in ein Café, wo es nur so von Schmugglern<br />

wimmelte: Frauen, beladen mit Hühnern und Eiern, Butter und Käse. Man<br />

konnte das alles sehen, und deshalb war der erwartete Autobus auch so gefährlich,<br />

weil der wegen dieses ausgedehnten Schmuggels öfters kontrolliert<br />

wurde. Eine Viertelstunde danach saßen wir dann im Bus, und ich erschrak<br />

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