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Hans Chanan Flörsheim - Hassia Judaica

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In dem Moment flog mir etwas gegen den Kopf und ich torkelte nach<br />

hinten. Der Kleine war fertig mit Einpacken gewesen und hatte mir den<br />

Rucksack an den Kopf geworfen. Ich hob ihn etwas verdattert auf, dann<br />

gingen der Blonde und ich durch einen dunklen Korridor hinaus. Als wir so<br />

gingen, hörte ich das kurze, metallische Knacken eines entsicherten Revolvers,<br />

und ich sagte im Scherz:<br />

„Haben Sie keine Angst, ich laufe nicht weg!“<br />

Von oben hörte ich noch die unsympathische Stimme des Majors zu einem<br />

meiner Begleiter sagen: „Na, lassen Sie, wenn Sie was Näheres wissen,<br />

mal was von dem Fall hören. Man interessiert sich ja für so etwas.“ Dann<br />

traten wir hinaus in die Nacht.<br />

Fast schien es mir, als ob alles geschah, um unsere Fahrt nach Bayonne<br />

zum Scheitern zu bringen. Nachdem ich hinten im Citroen eingestiegen war<br />

- neben mir ließ sich der Größte des Trios nieder - merkte einer von den<br />

zwei anderen, dass ein Reifen leck war. Ich sah das als gutes Vorzeichen an,<br />

und bald machten sie sich an die Arbeit, um den Schaden zu beheben.<br />

Der Jüngste unter ihnen zog in erstaunlich kurzer Zeit einen anderen<br />

Reifen auf, während ich drinnen im Wagen auf und ab geschaukelt wurde.<br />

Dann fuhren wir wieder los. Also, wie gesagt, neben mir saß der Sympathischste<br />

von allen, ein großer blonder Mann von etwa 30 Jahren, mit einem<br />

nicht allzu unfreundlichen Gesicht.<br />

Vor mir saß der Chauffeur, ein unsympathischer Kerl von etwa Ende 20.<br />

Der hatte mich schon manches Mal mit seinen Fragen in die Klemme gebracht.<br />

Und schließlich saß da vorne der Dritte, eben jener, der mir den<br />

Rucksack an den Kopf geworfen und bei meinen Antworten immer gerufen<br />

hatte: „Das glaubst du ja selbst nicht, das kannst du deiner Großmutter<br />

erzählen, aber nicht uns! Alles Märchen!“ Er trug eine Baskenmütze und<br />

sah daher ziemlich französisch aus, was auch wahrscheinlich seine Absicht<br />

war.<br />

Wir sausten durch die Nacht. Zwischen einer Wolkenöffnung schien ein<br />

fahler Mond. Ich dachte an das, was kommen würde, als der mit der Baskenmütze<br />

sagte: „Also, in einer halben Stunde sind wir in Bayonne, überlege<br />

dir alles gut und sage die Wahrheit. Wir kriegen doch alles heraus!“<br />

Und nach einer kurzen Pause, vollkommen unlogisch: „Ob du die Wahrheit<br />

sagst oder nicht, es bleibt doch dasselbe.“<br />

Da gab ich ihm im Stillen Recht. Um mich herum lachten alle. Überhaupt<br />

waren die Herren in vergnügter Stimmung. Außer dem Fahrer, der<br />

plötzlich wieder hielt und feststellte, dass der Kühler dampfte und der<br />

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