Hans Chanan Flörsheim - Hassia Judaica
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den darauf folgenden Mittwoch durch Paris. Wir besuchten den Trocadéro,<br />
den Eiffelturm, den Arc de Triomphe und noch andere Sehenswürdigkeiten.<br />
Ich hatte manchmal einen kleinen Ärger, weil die anderen so viel Zeit für<br />
die Schaufenster verschwendeten.<br />
Aber nun etwas zu unseren ernsten Absichten. Ursprünglich wollte uns<br />
Willy am Mittwochabend mit nach Bordeaux nehmen, da dort die Möglichkeit<br />
am größten war, Arbeit zu finden.<br />
Nun aber hatten wir zufällig in unserem Hotel einen Bekannten aus Holland<br />
getroffen, der von Kurt Reilinger über die Grenze gebracht worden<br />
war. Er hatte die Bekanntschaft eines Belgiers in Paris gemacht, der eine<br />
neue Baufirma gegründet hatte. Einzelheiten wusste er nicht, aber Max und<br />
Zippi wollten mitkommen, um mit dem Mann zu reden. Sie kehrten dann<br />
auch mit guten Nachrichten zurück. Die Firma hatte noch keine Arbeiter<br />
angeworben, und wir würden die ersten sein. Guter Lohn, gutes Essen, alle<br />
sechs Wochen Urlaub und noch andere herrliche Aussichten wie eine eigene<br />
Lebensmittelkarte.<br />
Wir beschlossen die Sache zu wagen und sollten am nächsten Tag,<br />
Donnerstag, zu der Baustelle in der Nähe von Rouen fahren. Er würde uns<br />
an einem anderen kleinen Ort erwarten. So schienen im Moment alle Probleme<br />
gelöst zu sein, dank sei Gérard, so nannte sich unser Bekannter aus<br />
Holland. (In Wirklichkeit war er aber ein Wiener, der zur Hechalutz-Organisation<br />
27 gehörte.)<br />
Wir verbrachten noch den Rest des Tages auf angenehme Weise und<br />
waren zufrieden mit dieser Lösung, denn etwas Bestimmtes in Bordeaux<br />
hatte Willy auch nicht in der Hand gehabt. Abends brachten wir alle ihn<br />
zum Bahnhof Austerlitz, und es tat uns leid, ihn so allein ziehen zu lassen,<br />
da wir gedacht hatten, die Reise zusammen zu machen. Ich glaube, wir<br />
fuhren dann mit der Metro zurück ins Hotel und legten uns bald schlafen, da<br />
wir einen anstrengenden Tag hinter uns hatten.<br />
Am nächsten Morgen, um 8:30 Uhr, befanden wir uns schon am Bahnhof<br />
St. Lazare, um uns für den um 9 Uhr abfahrenden Express-Zug nach Le<br />
Havre einen Platz zu sichern. Aber so schlau wie wir waren auch alle anderen<br />
gewesen, die noch früher gekommen waren. So konnten wir uns wenigstens<br />
Stehplätze im Gang aussuchen. Es ging dann bis auf einen kurzen<br />
Aufenthalt direkt bis Rouen durch eine freundliche Hügellandschaft, wobei<br />
27 Name der Bewegung, der alle Chalutzím (Palästina-Pioniere) angehörten. (Ch.Fl.)<br />
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