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Hans Chanan Flörsheim - Hassia Judaica

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übergang aufgezeichnet war. Ich begriff zwar nicht viel davon, aber das<br />

würde an Ort und Stelle dann wohl gehen. Langsam bekam ich das bekannte<br />

Gefühl des Abenteuers, das sich näherte. Herrlich zu denken, dass, wenn<br />

alles klappte wie geplant, wir nachmittags um 17 Uhr in Antwerpen wären!<br />

Nicht auszudenken! In Dordrecht stiegen wir um nach Lage Zwaluwe hinter<br />

der Moerdijkbrücke, und von dort fuhren wir nach Breda, wo wir gegen 22<br />

Uhr anlangten. Ich kannte ja von früheren Fahrten diese Gegend, und wir<br />

wollten auch über jenen Grenzübergang, den ich durch Hilfe eines Mädchens<br />

in Breda, Chana de Leeuw, gefunden und an Menachem weitergegeben<br />

hatte.<br />

Wir sahen einmal im Bahnhofsgebäude von Breda Gestapo-Geister in<br />

der Form von zwei jungen Männern, die wir darum scharf im Auge behielten.<br />

Nach 10 Minuten kam der Autobus, mit dem wir weiterfahren mussten.<br />

Zippi und ich stiegen ein, während Menachem mit dem Fahrrad hinterherfuhr.<br />

Auch Breda sah ich wohl nun zum letzten Mal. Schön lag das Städtchen<br />

da, in herrlichen Sonnenschein gebadet. Dann fuhren wir durch die<br />

Ausläufer von Breda, und bald waren wir in Ginneken, von wo der Fußmarsch<br />

beginnen sollte. Menachem wartete an der Autobus-Haltestelle und<br />

deutete unmerklich auf die Straße hin, die wir nehmen mussten. Zippi und<br />

ich liefen, so viel wie möglich Gleichgültigkeit vortäuschend, nebeneinander<br />

und verabredeten einige geheime Dinge.<br />

Ich würde mit der Zeichnung von Menachem vorausgehen, und er mir<br />

auf 100 Meter Abstand folgen und dann weiter immer genau dasselbe tun,<br />

was ich auch täte.<br />

Ich sah verstohlen auf die Zeichnung und ging alleine los. Menachem<br />

sah ich schon in der Ferne auf seinem Rad, um die Gegend zu erkunden. So<br />

marschierte ich dann, insgeheim meinen Beschützer anflehend, mir jetzt<br />

etwas Glück zukommen zu lassen.<br />

Gleich bekam ich einen Schrecken wegen einiger deutschen Soldaten,<br />

die am Wegrand Pilze suchten. Aber das bedeutete nichts weiter. So liefen<br />

wir dann, jeder mit seiner Aktentasche. Ab und zu sah ich mich nach Zippi<br />

um, der in gemessenem Abstand folgte.<br />

Die Sonne brannte für diese Jahreszeit sehr heiß und bald brach mir der<br />

Schweiß aus, denn ich hatte alles doppelt und dreifach übereinander angezogen,<br />

um soviel Kleidung wie möglich mitzunehmen. In einem kleinen<br />

Wäldchen sollten wir Rast machen und mit Menachem zusammentreffen.<br />

Ich lief etwas zu weit, und als jener mit seinem Rad aus der entgegen gesetzten<br />

Richtung kam, wies er auf das Wäldchen am Straßenrand, und ich<br />

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