Ökobilanz Mohndruck - und Umweltmanagement
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126 Jürgen Giegrich et al.<br />
Obwohl die Aufgabe einer Sachbilanz hier mit wenigen Worten beschrieben<br />
werden kann, sollte der Arbeitsaufwand nicht unterschätzt werden. Datenerhebung<br />
<strong>und</strong> Systemmodellierung erfordern große zeitliche <strong>und</strong> personelle Aufwendungen.<br />
Der Verwendung von standardisierten <strong>und</strong> in der Fachwelt allgemein<br />
akzeptierten Datensätzen für einige Gr<strong>und</strong>prozesse – z. B. Transport, Energiebereitstellung,<br />
Bereitstellung von Gr<strong>und</strong>stoffen, Entsorgungsanlagen – sowie dem<br />
Einsatz von Software-Tools für die Modellierung kommt deshalb eine große Bedeutung<br />
zu.<br />
Die Sachbilanz kann in vier Gr<strong>und</strong>bestandteile unterteilt werden:<br />
1. Allgemeine Modellierung der Prozeßstruktur<br />
2. Datensammlung<br />
3. Zusammenführung von Daten <strong>und</strong> Prozeßstruktur<br />
4. Berechnung der Input-Output-Ströme<br />
Die Modellierung der Prozeßstruktur<br />
Das Erstellen der Prozeßkette des zu untersuchenden Produktes ist die erste<br />
Aufgabe in der Sachbilanzphase. Gemäß der Gr<strong>und</strong>idee von <strong>Ökobilanz</strong>en sollte<br />
die Struktur den gesamten Lebensweg des Produktes „von der Wiege bis zur<br />
Bahre“ umfassen. Sie muß zusätzlich an der Funktion des Produktes ausgerichtet<br />
sein. Dazu muß entweder eine funktionale Einheit definiert oder aus der Rahmenfestlegungsphase<br />
übernommen werden. Entscheidungen bezüglich der auszuwählenden<br />
Szenarien oder der Systemgrenzen sollten schon getroffen sein, da<br />
sie die gesamte Prozeßstruktur beeinflussen.<br />
In Abb. 1 ist eine Prozeßkette beispielhaft dargestellt. Üblicherweise wird dabei<br />
modular vorgegangen, d. h. man segmentiert die Prozeßstruktur in einzelne<br />
Teilabschnitte – in Module –, die durch die Stoff- <strong>und</strong> Energieströme miteinander<br />
verb<strong>und</strong>en sind. Da eine Prozeßkette eine komplexe Struktur besitzen kann, wird<br />
man sich am Anfang nur auf die wichtigen Prozeßabschnitte konzentrieren. Eine<br />
verfeinerte Struktur mit Hilfsprozessen, wie z. B. Transporte, Energiebereitstellung<br />
<strong>und</strong> Abfallbehandlung, kann zu einem späteren Zeitpunkt ausgearbeitet<br />
werden.<br />
Datensammlung<br />
Auf die Definition der Prozeßstruktur folgt die Identifikation von Datenquellen<br />
<strong>und</strong> die Datensammlung. Bei den Datenquellen kann man grob zwischen<br />
firmenspezifischen Daten <strong>und</strong> allgemeinen Literaturdaten unterscheiden. Literaturdaten<br />
müssen für beinah jede <strong>Ökobilanz</strong> herangezogen werden, wenn es um die<br />
Beschreibung von Hilfsprozessen (Transporte, Energiebereitstellung...) oder um<br />
die Beschreibung von Prozessen, zu denen der Auftraggeber oder der Bilanzierer<br />
keinen Datenzugang haben, geht.