Ökobilanz Mohndruck - und Umweltmanagement
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8 Mario Schmidt<br />
Energieeinsatzes, der Wechsel zu ökologisch verträglicheren Materialien, die<br />
umweltseitige Optimierung von Produktionsprozessen, ein umweltschonenderer<br />
Umgang in der Ver- oder Gebrauchsphase usw.<br />
Zwei wesentliche Vorteile unterscheidet die <strong>Ökobilanz</strong> damit von klassischen<br />
Analysemethoden <strong>und</strong> Instrumentarien des sektoral oder medial unterteilten<br />
Umweltschutzes:<br />
• In einer <strong>Ökobilanz</strong> werden sektorale Verlagerungen oder Fehloptimierungen<br />
im Gesamtzusammenhang des zu untersuchenden Systems erkannt. So können<br />
sich z. B. ökologisch vermeintlich sinnvolle Maßnahmen im Abfallentsorgungs-<br />
oder Recyclingbereich negativ auf den Verkehr oder die Produktion<br />
<strong>und</strong> die damit einhergehenden Umweltbelastungen auswirken.<br />
• In einer <strong>Ökobilanz</strong> werden mediale Verlagerungen von Umweltproblemen erfaßt.<br />
Rauchgasreinigungen führen beispielsweise häufig zu erhöhten Gewässerbelastungen<br />
oder zu zusätzlichen Abfällen.<br />
Salopp ausgedrückt, könnte man zusammenfassen: Nur das Gesamtergebnis<br />
zählt. Damit treten allerdings auch erhebliche methodische Probleme bei der Erstellung<br />
<strong>und</strong> Bewertung von <strong>Ökobilanz</strong>en auf.<br />
Der erste Punkt führt dazu, daß immer größere komplex miteinander vernetzte<br />
Systeme analysiert werden müssen, um die wichtigsten Beiträge bei den Umweltbelastungen<br />
zu identifizieren <strong>und</strong> um mögliche negative indirekte Effekte von<br />
geplanten Maßnahmen zu erfassen. Die Auswahl des Bilanzraumes, die Frage,<br />
welche Prozesse wie einbezogen werden, kann sich entscheidend auf das Ergebnis<br />
auswirken. Nicht selten führen <strong>Ökobilanz</strong>en zum scheinbar gleichen<br />
Untersuchungsgegenstand zu völlig gegensätzlichen Ergebnissen. In Wirklichkeit<br />
sind sie gar nicht gleich, was allerdings nur der Experte nach detaillierter Studie<br />
der <strong>Ökobilanz</strong>en erkennen kann. Ein hierfür anschauliches Beispiel zitiert Curran<br />
(1993): 1990 erstellte die Firma Arthur D. Little Inc. für Procter & Gamble in den<br />
USA eine Studie, nach der Stoffwindeln mehr als dreimal soviel Energie<br />
verbrauchen wie Wegwerfwindeln. Eine Studie der National Association of<br />
Diaper Services kam zum Ergebnis, daß Wegwerfwindeln 70 % mehr Energie<br />
verbrauchen wie Stoffwindeln. Der Gr<strong>und</strong> für die Diskrepanz lag in der unterschiedlichen<br />
Zurechnung zwangsläufig mitentstehender Nebenprodukte im Lebensweg<br />
einer Windel. Im einen Fall wurde die Energienutzung mit Kraft-<br />
Wärme-Kopplung als Energiebonus der Windel angerechnet, im anderen Fall<br />
nicht.<br />
Der zweite Punkt führt zu einem Bewertungsproblem. Durch die Berücksichtigung<br />
mehrerer Umweltmedien <strong>und</strong> darin jeweils mehrerer Wirkungsbereiche<br />
müssen unterschiedliche Wirkkategorien verglichen <strong>und</strong> gegeneinander abgewogen<br />
werden: Luftemissionen mit Abwasser oder Flächenverbrauch, Pseudokrupp<br />
mit Klimakatastrophe oder Artensterben. Deshalb spielt die Wirkungsanalyse<br />
<strong>und</strong> die Bewertung in der <strong>Ökobilanz</strong>diskussion eine so zentrale Rolle.<br />
Das Umweltb<strong>und</strong>esamt (1992) weist darauf hin, daß <strong>Ökobilanz</strong>en politische<br />
Entscheidungen nicht ersetzen können, da diese auf der Basis allgemein akzep-