Ökobilanz Mohndruck - und Umweltmanagement
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198 Lorenz M. Hilty<br />
betriebswirtschaftlichen <strong>und</strong> den ökologisch orientierten Informationsinstrumenten<br />
geben [...] Eine wesentliche Anforderung an dieses Instrument ist deshalb<br />
die Orientierung an bestehenden Strukturen <strong>und</strong> Strategien. Gleichzeitig muß<br />
es aber die Schwachstellen <strong>und</strong> Optimierungspotentiale der Strukturen aufzeigen<br />
<strong>und</strong> auch die eingeschlagene Gesamtstrategie kritisch reflektieren können"<br />
(Hallay, 1992, S. 34).<br />
Aus der notwendigen Verflechtung eines BUIS mit betriebswirtschaftlichen<br />
<strong>und</strong> technischen Strukturen <strong>und</strong> Abläufen ergeben sich Anforderungen, die sich<br />
bei anderen Umweltinformationssystemen in dieser Form nicht stellen. Sie werden<br />
anhand der erwähnten drei Kernfunktionen eines BUIS in den folgenden Abschnitten<br />
skizziert (vgl. auch Hilty, 1995b).<br />
3.2.1 Informationsbeschaffung<br />
Ein wesentliches Merkmal betrieblicher Umweltinformationssysteme ist paradoxerweise<br />
die Tatsache, daß sie praktisch keine Daten über die natürliche Umwelt<br />
(Umweltdaten im Sinne von Baumewerd-Ahlmann <strong>und</strong> Zink, 1994) verarbeiten.<br />
Vielmehr beschaffen <strong>und</strong> verarbeiten sie Daten über anthropogene Systeme<br />
– Betriebe mit ihren Produktionsanlagen, Materialien <strong>und</strong> Energieformen,<br />
Produkten, Abfällen, Emissionen <strong>und</strong> weiteren Formen von Umwelteinwirkungen<br />
sowie über Möglichkeiten zu ihrer Vermeidung oder Verringerung.<br />
Die wichtigste Quelle solcher Daten ist das bestehende betriebliche Informationssystem.<br />
Bei der Einführung eines BUIS ist deshalb von entscheidender Bedeutung,<br />
daß die bereits geführten Daten unter Umweltaspekten genutzt werden<br />
können. Beispielweise kann es darum gehen, den vorhandenen Materialklassenkatalog<br />
eines PPS-Systems in einen Umweltkontenrahmen abzubilden <strong>und</strong> zur<br />
Erstellung von <strong>Ökobilanz</strong>en aufgelöste Stücklisten in das BUIS zu importieren<br />
(Hunscheid, 1994).<br />
Die technische Datenintegration ist dabei eine vergleichsweise niedrige Hürde.<br />
Das Hauptproblem liegt auf der inhaltlichen Ebene <strong>und</strong> besteht darin, daß verschiedene<br />
Verwendungskontexte betrieblicher Daten aufeinanderstoßen. Daten,<br />
die in einem rein betriebswirtschaftlichen Kontext erfaßt wurden, sollen nun im<br />
Rahmen des BUIS unter Umweltaspekten interpretiert werden. Die Strukturierung<br />
der Daten, das zugr<strong>und</strong>eliegende Begriffssystem, der Detaillierungsgrad <strong>und</strong> nicht<br />
zuletzt die jeweils geltenden Kriterien für die Relevanz, Konsistenz <strong>und</strong><br />
Vollständigkeit von Information können in den beiden Kontexten unterschiedlich<br />
sein.<br />
Die Überbrückung dieser "Kontextlücke" erfordert heute in Projekten zur Einführung<br />
von <strong>Ökobilanz</strong>en oder Öko-Controlling (auch ohne EDV-Unterstützung)<br />
einen enormen Aufwand <strong>und</strong> langwierige Lernprozesse bei allen Beteiligten. Nur<br />
wenige Unternehmen werden sich auf ein solches Experiment einlassen. Die<br />
Herausforderung an die Umweltinformatik besteht darin, diesen Prozeß selbst zu<br />
strukturieren <strong>und</strong> Wege zu finden, die Integration der Daten <strong>und</strong> Informationen<br />
routinemäßig auch auf der semantischen Ebene durch softwaretechnische (z.B.<br />
halbautomatische) Hilfsmittel zu unterstützen.