Ökobilanz Mohndruck - und Umweltmanagement
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Die Bilanzbewertung in produktbezogenen<br />
<strong>Ökobilanz</strong>en<br />
Jürgen Giegrich, Heidelberg<br />
255<br />
Im Erfahrungsbereich menschlichen Handelns sind "Bewerten", "Einschätzen"<br />
oder "Abwägen" alltägliche Vorgänge. Bewertung ist ein Schritt gleichzeitig rationalen<br />
wie emotionalen Handelns <strong>und</strong> damit eng mit dem Mensch als Wesen<br />
verb<strong>und</strong>en.<br />
Die wenigsten Sachverhalte im menschlichen Leben <strong>und</strong> Umfeld sind so eindeutig,<br />
daß sie ohne ein Abwägen sich widersprechender Aspekte eingeordnet<br />
werden können. Vielmehr ist Handeln selbst nur eines Individuums ständig von<br />
inneren Zielkonflikten begleitet. Abwägen, bewerten <strong>und</strong> schließlich Entscheidungen<br />
treffen sind deshalb von der täglichen Essensauswahl bis zur lebensbestimmenden<br />
Berufsentscheidung Normalität.<br />
Der Mensch als soziales Wesen ist natürlich auch in Gruppen von zwei Personen<br />
bis hin zur Weltgemeinschaft ständig zu abwägenden Entscheidungen gezwungen.<br />
Sind Bewertungen auf individueller Ebene manchmal nicht leicht zu<br />
treffen, so werden sie zunehmend komplizierter je mehr Menschen mit verschiedenen<br />
Interessen beteiligt sind.<br />
In der Entwicklung der Menscheitsgeschichte ist mit dem herrschenden Demokratieprinzip<br />
in vielen Gesellschaften ein Punkt erreicht, an dem über das Repräsentationsprinzip<br />
zunächst jeder Mensch an Entscheidungen beteiligt sein<br />
könnte. Es sind zum heutigen Zeitpunkt zumindest in weiten Teilen der Erde<br />
Formen des Zusammenlebens wie die autokratische Herrschaft auf dem Rückzug,<br />
bei denen eine Person, ohne eine Chance der Beteiligung für andere, bewertet <strong>und</strong><br />
entschieden hat.<br />
Wird man sich der Bedeutung des Mitentscheidens auch in größeren Zusammenhängen<br />
klar, so muß das eigenständige Bewerten <strong>und</strong> Entscheiden jedes Individuums<br />
als große Chance begriffen werden. Mit einem Verzicht mitzuentscheiden,<br />
versagt sich ein Mensch eines hohen Privilegs. Die Entwicklung einer<br />
"eigenen Meinung" eines Menschen ist gerade in einer repräsentativen Demokratie<br />
wichtig, da Politiker <strong>und</strong> Vertreter quasi als berufsmäßige "Bewerter" <strong>und</strong><br />
"Entscheider" zwar Meinungen anbieten <strong>und</strong> auch umsetzen, aber nur breite<br />
Mehrheiten der Individuen zu einem Durchbruch bestimmter Positionen verhelfen.<br />
Diese großen Zusammenhänge sollten jedem bewußt sein, der sich mit dem<br />
Thema Bewertung auseinandersetzt, da allein hierdurch ein technokratischer An-<br />
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Mario Schmidt, Achim Schorb (Hrsg.)<br />
Stoffstromanalysen in <strong>Ökobilanz</strong>en <strong>und</strong><br />
Öko-Audits<br />
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1995<br />
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