Ökobilanz Mohndruck - und Umweltmanagement
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238 Joachim Karnath<br />
Rückblickend läßt sich erkennen, daß die Gesetzgebung der sensibilisierten öffentlichen<br />
Meinung folgt, wenn auch mit einigem zeitlichen Abstand. Das hat eine<br />
schrittweise Ächtung <strong>und</strong> Sanktionierung von Ressourcenverbrauch <strong>und</strong><br />
Umwelteinträgen zur Folge, die freilich meist nicht so weit geht wie die Umweltverbände<br />
es wünschen. Wenn auch der Gesetzgeber nicht immer klar <strong>und</strong> entschlossen<br />
handelt (Beispiel: Katalysator-Einführung bei PKW in der BRD), so ist<br />
doch meist lange vorher klar, wo die Reise hingeht. Aufgabe des <strong>Umweltmanagement</strong>s<br />
ist die Früherkennung von ökologischen Sackgassen im Handeln des<br />
Unternehmens sowie die rechtzeitige Entwicklung von Alternativen – sei es bei<br />
Prozessen als auch bei Produkten.<br />
Normen, Spielregeln <strong>und</strong> Standards werden nicht nur von DIN- <strong>und</strong> ISO-Ausschüssen<br />
gesetzt, sondern oft noch viel wirkungsvoller von anderen wirtschaftlichen<br />
Akteuren – den Versicherungen, den Banken, den Mitbewerbern sowie dem<br />
Abnehmermarkt. Große ökologische Katastrophen, wie sie mit dem Namen Seveso,<br />
Bophal oder Exxon Valdez verb<strong>und</strong>en sind, haben deutlich gemacht, wie<br />
sehr ökologische Risiken einen Einfluß auf die wirtschaftlichen Faktoren eines<br />
Unternehmens haben können. Neben Regreßforderungen schlagen Versicherungskosten,<br />
Verfall des Produkt- <strong>und</strong> Produzenten-Images, Umsatzeinbrüche <strong>und</strong><br />
schließlich auch eine niedrigere Firmenbewertung zu Buche. Dementsprechend ist<br />
eine Betrachtung ökologischer Risiken bei der Vergabe von Krediten oder beim<br />
Abschluß von Unternehmensversicherungen in den USA bereits sehr viel<br />
verbreiteter als bei uns. Die Treuhand hat schließlich die Erfahrung gemacht, daß<br />
ökologisch bedenkliche Altlasten den Wert eines ostdeutschen Unternehmens<br />
gegen Null drücken konnten.<br />
Weiterhin hat sich am Beispiel des Qualitätsmanagements nach ISO 9000 ff.<br />
gezeigt, daß die freiwillige veröffentlichte Einhaltung von Standards die Voraussetzung<br />
sein kann, um weiterhin erfolgreich im Markt zu bleiben. Ist die kritische<br />
Masse der zertifizierten Unternehmen nur groß genug, ergibt sich auch für die<br />
anderer Mitbewerber eine Verpflichtung, sich an die Standards zu halten. Auf eine<br />
solche wirtschaftsimmanente Eigendynamik setzt die EG bei der von ihr erlassenen<br />
Verordnung zu Öko-Audit.<br />
Ein weiterer Aspekt, die absehbaren Beeinträchtigungen unserer natürlichen<br />
Umwelt, erfordert in hohem Maße die Eigenverantwortung des handelnden Managements.<br />
Hier stehen keine gesetzlichen Regelungen oder Standards der economic<br />
players im Wege, sondern hier ist tatsächlich zwischen ökonomisch<br />
Machbarem <strong>und</strong> ökologisch Vertretbarem zu entscheiden. Als Beispiel mag angesichts<br />
der in Berlin im April `95 tagenden Welt-Klima-Konferenz die Motorisierung<br />
in der Dritten Welt stehen, die auch in Führungskreisen der Automobilindustrie<br />
für Unbehagen sorgt. Den ökonomisch auf der Hand liegenden Zielen,<br />
möglichst große Marktanteile in China oder Indien zu realisieren, stehen klimatische<br />
Belastungen entgegen, die nicht mehr akzeptabel sind.<br />
Auf dieser Makroebene liegt es auf der Hand, daß das alleinige ökonomische<br />
Kalkül kaum zu guten Lösungen führt – was leider nicht bedeutet, daß es sich<br />
nicht doch durchsetzen wird.