Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

Eine modellhafte Umsetzung der Vereinbarung fand zunächst exemplarisch für
den Fachdienst für Ehrenamt, Kultur und Sport statt. Hier wurde ein entsprechendes
Zielsystem mit konkreten Maßnahmen, notwendigen Ressourcen sowie
zugehörigen Indikatoren abgestimmt und verankert. Synergien und Wirkweisen
von einzelnen Maßnahmen sollen durch das Zielsystem genauer in den Blick
ge rückt und ein funktionsfähiges Netzwerk in Zusammenarbeit mit den Fachdiensten
der Kreisverwaltung gestärkt werden.
Von der Ausländerbehörde zum Integrationsamt
Nach § 71 Abs. 1 Aufenthaltsgesetz übernehmen die Ausländerbehörden bzw.
-ämter in den Kreisen und kreisfreien Städten sowie im Rahmen der Aufgabenübertragung
auch in den Großen Kreisstädten Ravensburg und Leutkirch u.a.
die Erteilung von Aufenthalts- und Niederlassungserlaubnissen, Ausweisungen
bzw. Abschiebungen sowie Entscheidungen über Duldung und Familiennachzug.
Seit 2000 hat sich sowohl der Umfang als auch die Struktur der Zuwanderung
nach Deutschland geändert, was vielerorts zur Schließung von Asylbewerberheimen
und Übergangswohnheimen für (Spät-)Aussiedler (z.B. Landkreise
Coburg, Offenbach und Hochsauerlandkreis) führte. So ist die Zuwanderung im
ländlichen Raum in den letzten Jahren vorrangig durch Ehegatten- und Familiennachzug,
durch ausländische Studierende und angeworbene Erwerbstätige
gekennzeichnet. Die Gruppe der angeworbenen Erwerbstätigen wird hauptsächlich
von medizinischem Fachpersonal sowie internationalen Leiharbeitern
für die Industrie gebildet. Aufgrund der aktuell in Kraft getreten en Freizügigkeitsregelung
für Arbeitnehmer aus Osteuropa ist zukünftig mit steigenden Zuzügen
zu rechnen.
Sinkende Zuwanderungszahlen führten in den letzten Jahren zu einer Veränderung
in den Aufgaben der Ausländerbehörden, was in einigen kommunalen
Behörden noch vor Änderung des Zuwanderungsrechts von 2005 Verschiebungen
im behördlichen Selbstverständnis zur Folge hatte. Durch den Wegfall
bzw. die Reduzierung repressiver Verfahren eröffneten sich in den Behörden
Spielräume für erste Ansätze eines Selbstverständnisses als kommunaler Dienstleister.
So ist die gesamte Integrationsarbeit im Hochsauerlandkreis organisatorisch
bei der Ausländerbehörde angesiedelt und das Integrationsbüro ein Teil
der Ausländerbehörde, was sich durchaus bewährt hat. Die Ausländerbehörde
im Hochsauerlandkreis bietet bereits seit 2001 Sprachkurse für Migrantinnen
und Migranten in Co-Finanzierung des Landkreises an, noch bevor dies seit
2005 per Bundesbeschluss erstmals ins Aufgabenspektrum der Ausländerbe hörden
aufgenommen wurde. Vertreter der Ausländerbehörde in Coburg nehmen
104
Empirie und Analyse