Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

Gemeinden im ländlichen Raum ist daher in der engen Vernetzung kommunaler
Akteure aus Politik und Verwaltung mit den Integrationsprojekten und ihren
Aktiven zu sehen. Die überschaubaren Kommunikationsstrukturen und Akteurskonstellationen
ermöglichen eine stärkere Verbindlichkeit und Kontinuität.
Enge persönliche Beziehungen als Kennzeichen kleinstädtischer Vergesellschaftung
können in diesem Fall tatsächlich als Förderung der integrationspolitischen
Maßnahmen gelten.
Andererseits ist die Aufrechterhaltung guter Praxis im Bereich der lokalen
Integrationsarbeit bei gleichzeitiger Abwesenheit institutionalisierter Strukturen
häufig nahezu vollständig von diesen aktiven Einzelpersonen abhängig. Wechseln
die beteiligten Personen ihren Wohnort, gehen sie in Rente oder können
aufgrund des Auslaufens von Projektförderungen ihre Arbeit im Bereich der
Integration nicht mehr ausüben, ist die Gefahr groß, dass die oben genannten
Netzwerke rasch zerfallen.
Zudem kann festgestellt werden, dass Kooperationen auch über Gebietskörperschaften
hinweg erforderlich sind, da viele der integrationspolitisch relevanten
Akteure (Wohlfahrtsverbände, Arbeitsagenturen, private Bildungsträger etc.)
landkreisweit aktiv sind. Daher kommt bei der regionalen Vernetzung der Aktivitäten
und Angebote den Landkreisen eine bedeutende Rolle zu. Als Vorbild
kann das Integrationsbüro des Kreises Offenbach gelten, welches verschiedene
thematische Arbeitsgruppen, einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch der
Integrationsstellen der Gemeinden im Landkreis sowie ein überregionales „Integrationsforum“
koordiniert. Im Rahmen der Erarbeitung eines Integrationsberichtswesens
werden Wirkungen einzelner Maßnahmen und mögliche Synergien
untersucht und Akteure vernetzt.
Die Vernetzung kommunaler Akteure aus Politik und Verwaltung mit den Aktiven
von Integrationsprojekten bildet ein Potenzial für eine stärkere Verbindlichkeit
und institutionelle Kontinuität der Integrationsarbeit. Entscheidend ist
eine Verständigung zwischen Landkreisen und Gemeinden, welche Integrations-
und Vernetzungsaufgaben die beiden Partner jeweils übernehmen. Das
setzt Einvernehmen über Ziele und dafür notwendige Maßnahmen im Bereich
Integration voraus. Landkreise verfügen durch ihre überregionale Vernetzung
eher über entsprechendes Know-how und können z.B. Prozesse der interkulturellen
Öffnung in den städtischen Verwaltungen begünstigt durch ihre externe
Perspektive fördern. Wohnortnahe und den örtlichen Gegebenheiten angepasste
Angebote sind dagegen eher durch die Städte und Gemeinden zur Verfügung
zu stellen, die damit gleichzeitig wichtige politische Signale für ihre
Bürgerinnen und Bürger setzen.
95