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Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

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Landkreis. Im Landkreis leben derzeit 1.087 Ausländer (1,1 %) 52 . Die Gruppe der Zugewanderten<br />

wird <strong>in</strong> Genth<strong>in</strong> überproportional durch (Spät-)Aussiedler gebildet. Aufgr<strong>und</strong> der Übersiedlung<br />

jüdischer „Kont<strong>in</strong>gentflüchtl<strong>in</strong>ge“ aus Russland hat das Jerichower Land seit den 1990er Jahren<br />

wieder e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e jüdische Geme<strong>in</strong>de.<br />

Integrationspolitische Ansätze <strong>und</strong> Arbeitsstrukturen: Der Landkreis Jerichower Land ist Teilnehmer<br />

am B<strong>und</strong>esprogramm: „Vielfalt tut gut. Jugend für Vielfalt, Toleranz <strong>und</strong> Demokratie“<br />

Der Landkreis hat zudem im Juni 2009 e<strong>in</strong> Integrationsleitbild für das Jerichower Land vorgelegt.<br />

Hier wird die Absicht formuliert, die „rechtmäßig hier lebenden Zuwanderer so zu <strong>in</strong>tegrieren,<br />

dass e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>schaftliches Zusammenleben Aller ermöglicht wird“ (Landkreis Jerichower Land<br />

2009). Zudem soll „klargestellt werden, dass Zuwanderung für die Landkreisbevölkerung e<strong>in</strong><br />

Gew<strong>in</strong>n ist“ (ebd.). Seit September 2009 f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> von der Integrationskoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> angeregter<br />

Zuwandererstammtisch <strong>in</strong> Burg statt. Dieser versteht sich als <strong>in</strong>tegrationspolitisches Gesprächsforum<br />

für Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten <strong>in</strong> Burg <strong>und</strong> Umgebung.<br />

Stadt Genth<strong>in</strong><br />

Die Stadt Genth<strong>in</strong> liegt im Norden des Landkreises Jerichower Land <strong>und</strong> zählt knapp 16.000<br />

E<strong>in</strong>wohner. Die E<strong>in</strong>heitsgeme<strong>in</strong>de „Stadt Genth<strong>in</strong>“ wurde 2009 im Zuge der Geme<strong>in</strong>degebietsreform<br />

<strong>in</strong> Sachsen-Anhalt unter E<strong>in</strong>gliederung der Geme<strong>in</strong>den Gladau, Paplitz <strong>und</strong> Tucheim<br />

gebildet (Stadt Genth<strong>in</strong>, Homepage). Von 2003 bis 2009 hat sich die Bevölkerung Genth<strong>in</strong>s um<br />

10,4 Prozent verr<strong>in</strong>gert (Sachsen-Anhalt: 8,4 %, Landkreis Jerichower Land 7,6 %; Bertelsmann<br />

Stiftung, Homepage). Die höchsten Abwanderungsraten haben die 18- bis 24-Jährigen (Bildungswanderung)<br />

mit 5,4 Prozent sowie die Familien mit 1,1 Prozent. Der Anteil der Frauen an der<br />

Bevölkerung im Alter von 20 bis 34 Jahren ist mit 44,6 Prozent niedrig. Ähnlich den Verhältnissen<br />

auf Landkreisebene waren im Jahr 2007 etwas mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen im<br />

Dienstleistungssektor (54,7 %) <strong>und</strong> 40,9 Prozent im sek<strong>und</strong>ären Sektor beschäftigt. Die Erwerbstätigenquote<br />

lag im Jahr 2007 <strong>in</strong> Genth<strong>in</strong> bei 51,5 Prozent (Landkreis: 55,3 %, Sachsen-Anhalt:<br />

52,7 %, B<strong>und</strong>esrepublik: ca. 70 %). Insgesamt fällt die Arbeitsplatzentwicklung <strong>in</strong> den vergangenen<br />

fünf Jahren negativ aus, 9,5 Prozent der Arbeitsplätze g<strong>in</strong>gen verloren (MDR, Homepage; RP<br />

onl<strong>in</strong>e, Homepage). Die Arbeitslosenquote <strong>in</strong> Genth<strong>in</strong> lag im Jahr 2009 bei über 20 Prozent <strong>und</strong><br />

damit noch über dem Kreis- <strong>und</strong> Landesdurchschnitt (14,7 % bzw. 17 %). Der Beschäftigtenanteil<br />

<strong>in</strong> unternehmensorientierten Dienstleistungsberufen – e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf die Innovations- <strong>und</strong><br />

Wettbewerbsfähigkeit e<strong>in</strong>er Stadt – ist mit 6 Prozent <strong>in</strong> etwa halb so hoch wie im gesamten<br />

B<strong>und</strong>esland Sachsen-Anhalt (10,9 %). Der Anteil der Hochqualifizierten am Wohnort (7,2 %) liegt<br />

h<strong>in</strong>gegen nur leicht unter dem Landesdurchschnitt (8,5 %; Bertelmann Stiftung, Homepage).<br />

Migrationsgeschichte: Vor allem <strong>in</strong> den 1980er Jahren gab es <strong>in</strong> Genth<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e hohe Zahl an Vertragsarbeitern,<br />

die <strong>in</strong> Genth<strong>in</strong>er Betrieben beschäftigt wurden. E<strong>in</strong>e größere Gruppe bildeten<br />

etwa kubanische Arbeiter <strong>in</strong> der Zuckerfabrik. Gegenwärtig leben <strong>in</strong> Genth<strong>in</strong> bei knapp 13.900<br />

E<strong>in</strong>wohnern 252 Menschen ohne deutschen Pass, das entspricht 1,8 Prozent der Stadtbevölkerung.<br />

Die e<strong>in</strong>deutig größte Migrantengruppe bilden <strong>in</strong> Genth<strong>in</strong> die (Spät-)Aussiedler, meist aus<br />

der ehemaligen Sowjetunion, die derzeit <strong>in</strong>klusive der 2. Generation auf ca. 1.000 Personen<br />

geschätzt wird. Im Jahr 2005 wurde das Übergangswohnheim <strong>in</strong> Genth<strong>in</strong> geschlossen. Bis heute<br />

haben ca. 2.500 (Spät-)Aussiedler temporär <strong>in</strong> der Stadt Genth<strong>in</strong> gelebt.<br />

Integrationspolitische Ansätze <strong>und</strong> Arbeitsstrukturen: In der Stadt Genth<strong>in</strong> werden die <strong>in</strong>tegrationspolitische<br />

Debatte <strong>und</strong> deren Projekte durch die (Spät-)Aussiedler bestimmt. Wichtige<br />

lokale Akteure der Integrationsarbeit s<strong>in</strong>d Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter der Verwaltung <strong>in</strong>klusive<br />

des Bürgermeisters. Darüber h<strong>in</strong>aus hat sich das geme<strong>in</strong>wesenorientierte Jugendprojekt<br />

des Caritasverbandes „Genth<strong>in</strong>-Power“ im Verlauf se<strong>in</strong>es Bestehens seit 2007 zum Dreh- <strong>und</strong><br />

Angelpunkt der lokalen Integrationsarbeit für (Spät-)Aussiedler entwickelt. Die Projektarbeit<br />

beruht auf zwei Teilzeitstellen <strong>und</strong> dem Engagement zumeist weiblicher Ehrenamtlicher. 2008<br />

startete „Genth<strong>in</strong>-Power“ e<strong>in</strong>e Initiative zur Bildung e<strong>in</strong>es lokalen Integrationsnetzwerkes.<br />

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