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Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

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Mittelstädte übertragen lassen (vgl. Zimmermann 2010; Hannemann 2004;<br />

Grüger 2004; BBSR 2010):<br />

. die besondere Rolle persönlicher Netzwerke <strong>und</strong> noch weitgehend<br />

funktionierende soziale Beziehungen durch das gegenseitige Kennen (seit<br />

54<br />

K<strong>in</strong>dheit <strong>und</strong> Jugend);<br />

. die Überschaubarkeit (was Dynamiken der Lebensführung ke<strong>in</strong>eswegs<br />

ausschließt);<br />

. die besondere Rolle des Vere<strong>in</strong>slebens <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Westdeutschland;<br />

. die höhere Zufriedenheit mit dem Wohnort als auch die höhere allgeme<strong>in</strong>e<br />

Lebenszufriedenheit im Vergleich zu größeren <strong>Städten</strong>.<br />

Neben diesen Geme<strong>in</strong>samkeiten weisen die kle<strong>in</strong>en Städte aber auch e<strong>in</strong>e<br />

Reihe von Unterschieden auf, die sich aus ihren sozialhistorischen Prägungen<br />

ergeben, beispielsweise als historische Handels- <strong>und</strong> Gewerbestädte, land-<br />

wirtschaftlich geprägte Städte oder auch als historische Residenz-, Garnisons-<br />

oder Verwaltungsstädte. Diese Prägung kann sich ebenso wie historisch über-<br />

lieferte kulturelle Gewohnheiten bis heute <strong>in</strong> dom<strong>in</strong>anten sozialen Netzen <strong>und</strong><br />

damit auch im Handeln vor Ort niederschlagen. So ist die Stadt Haren (Ems)<br />

durch die Schifffahrt <strong>und</strong> Reedereistandorte geprägt, während Meschede <strong>und</strong><br />

Bestwig lang zurückreichende <strong>in</strong>dustrielle Traditionen bis h<strong>in</strong> zum Bergbau<br />

aufweisen. Auch Plauen ist e<strong>in</strong>e durch <strong>in</strong>dustrielle Produktion gekennzeichnete<br />

Stadt, die Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts zu den stärksten Wirtschaftszentren<br />

Deutschlands gehörte. Demgegenüber ist Genth<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e traditionelle Ackerbürger -<br />

stadt, die erst Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts e<strong>in</strong>en starken Industrialisierungsschub<br />

erfahren hat. Die Geme<strong>in</strong>de Garch<strong>in</strong>g erlebte <strong>in</strong> den vergangen Jahren<br />

e<strong>in</strong>en tiefgreifenden Wandel. War der Ort <strong>in</strong> den 1960er Jahren noch re<strong>in</strong> landwirtschaftlich<br />

geprägt, ist die Stadt heute zentraler Standort für Industrieunternehmen<br />

<strong>und</strong> Forschungse<strong>in</strong>richtungen. Durch den Zuzug neuer Bewohner<br />

differenzierte sich die Bevölkerungsstruktur, aber die sozialen Netzwerke der<br />

„Alte<strong>in</strong>gesessenen“ zeigen e<strong>in</strong>e bis heute wirkende Persistenz <strong>und</strong> Bedeutung.<br />

Ravensburg h<strong>in</strong>gegen verweist auf se<strong>in</strong>e bis <strong>in</strong>s Mittelalter zurückreichende<br />

Tradition als Handelsmetropole <strong>und</strong> freie Reichsstadt, <strong>in</strong> der Katholiken <strong>und</strong><br />

Protestanten im Rahmen e<strong>in</strong>er konfessionellen „Parität“ gleichberechtigt zusammenlebten.<br />

Diese Tradition religiöser Toleranz <strong>und</strong> liberaler Gr<strong>und</strong>e<strong>in</strong>stellungen<br />

wird von Seiten der Stadt als e<strong>in</strong> Erklärungsansatz für e<strong>in</strong> offenes <strong>und</strong><br />

tolerantes Stadtklima benannt.<br />

Empirie <strong>und</strong> Analyse

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