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Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

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Sport- <strong>und</strong> Kulturvere<strong>in</strong>e etwa haben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen ländlichen Gebieten e<strong>in</strong>e ver-<br />

netzende Funktion für die gesamte Region <strong>und</strong> bilden damit das F<strong>und</strong>ament<br />

der kulturellen <strong>und</strong> sozialen Gr<strong>und</strong>versorgung (Lausch 2009: 13). Fragen der<br />

Öffnung bzw. Schließung von Vere<strong>in</strong>en für Zugewanderte kommt daher im<br />

ländlichen Raum e<strong>in</strong>e besondere Rolle für gel<strong>in</strong>gende bzw. missl<strong>in</strong>gende Inte-<br />

grationsprozesse zu. Vere<strong>in</strong>e, Gruppen <strong>und</strong> Initiativen stellen e<strong>in</strong>e lokale<br />

Informations- <strong>und</strong> Netzwerkbörse dar <strong>und</strong> konzentrieren somit soziales Kapital.<br />

Der Zugang zu solchen Informationsknotenpunkten fördert den Bezug von<br />

lokalen Informationen <strong>und</strong> Hilfeleistungen der Mitglieder. Für Migrant<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Migranten bedeutet die Teilhabe an den ortsüblichen Netzwerken, dass<br />

sie sich damit auch e<strong>in</strong>en Zugang zu erweiter ten Ressourcen erschließen. E<strong>in</strong>e<br />

fehlende Teilnahme wiederum kann gerade <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>en <strong>Städten</strong> <strong>und</strong> Ge-<br />

me<strong>in</strong>den Prozesse des gesellschaftlichen Ausschlusses verstärken.<br />

5.1 Vielfalt der Vere<strong>in</strong>s- <strong>und</strong> Organisationsformen im ländlichen Raum<br />

Im Spektrum der Vere<strong>in</strong>e, Gruppen <strong>und</strong> Initiativen im ländlichen Raum f<strong>in</strong>den<br />

sich sehr unterschiedliche Organisationstypen <strong>und</strong> Ausrichtungen: von traditi-<br />

onsorientierten Vere<strong>in</strong>en <strong>und</strong> religiösen Geme<strong>in</strong>schaften über die Sportvere<strong>in</strong>e,<br />

die e<strong>in</strong>en eher unverb<strong>in</strong>dlichen Charakter haben, bis h<strong>in</strong> zu den selbstorganisierten<br />

Initiativen, Gruppen <strong>und</strong> Projekten im Bereich Kultur, Jugend- <strong>und</strong><br />

Sozialarbeit oder Ökologie. Innerhalb dieses Spektrums, aber auch <strong>in</strong>nerhalb<br />

der jeweiligen Organisationstypen, f<strong>in</strong>den sich unterschiedliche Potenziale der<br />

sozialen Schließung oder Öffnung. Vere<strong>in</strong>e, Gruppen <strong>und</strong> Initiativen können<br />

stärker b<strong>in</strong>nenorientiert se<strong>in</strong> („bond<strong>in</strong>g capital“) oder e<strong>in</strong>e unterschiedliche<br />

Bevölkerungsgruppen bzw. Milieus verb<strong>in</strong>dende Organisationslogik aufweisen<br />

(„bridg<strong>in</strong>g capital“). Mit ihrer Funktion der B<strong>in</strong>nenorientierung wie auch der<br />

Brückenbildung können sie zentrale Motoren im Integrationsprozess se<strong>in</strong>.<br />

Mit dem demografischen Wandel geht <strong>in</strong> vielen Vere<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> Nachwuchsproblem<br />

e<strong>in</strong>her, das Öffnungsprozesse von Vere<strong>in</strong>en beschleunigen kann <strong>und</strong> dadurch<br />

die Dynamik der Beziehungen zwischen alte<strong>in</strong>gesessenen <strong>und</strong> zugewanderten<br />

Bevölkerungsgruppen sowie die beobachtbaren Interaktions- <strong>und</strong> Aushandlungsprozesse<br />

<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>stadtgesellschaften verändert.<br />

B<strong>in</strong>nen- <strong>und</strong> traditionsorientierte Vere<strong>in</strong>e<br />

Unter traditionsorientierten Vere<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d Zusammenschlüsse zu verstehen,<br />

<strong>in</strong> denen die Pflege kultureller Bräuche <strong>und</strong> die kulturelle Kont<strong>in</strong>uität von Traditionen<br />

e<strong>in</strong>en zentralen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> des Vere<strong>in</strong>slebens <strong>und</strong> oftmals auch<br />

den Vere<strong>in</strong>szweck darstellen. Dies s<strong>in</strong>d beispielsweise Heimat-, Schützen- oder<br />

Gesangvere<strong>in</strong>e, aber auch Landsmannschaften oder Kulturvere<strong>in</strong>e von Zugewanderten.<br />

Faktisch s<strong>in</strong>d traditionsorientierte Vere<strong>in</strong>e über den Vere<strong>in</strong>szweck<br />

der Pflege kultureller Eigenheiten <strong>und</strong> Brauchtümer b<strong>in</strong>nenorientierte Vere<strong>in</strong>i-<br />

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Empirie <strong>und</strong> Analyse

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