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Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

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Andererseits s<strong>in</strong>d es vor allem türkeistämmige bzw. muslimische Frauen <strong>und</strong><br />

Mädchen, die im Mittelpunkt stehen <strong>und</strong> durch kommunale Akteure <strong>in</strong> Politik<br />

<strong>und</strong> Verwaltung im Vergleich mit anderen Migrant<strong>in</strong>nengruppen teilweise<br />

deutlich defizitorientiert wahrgenommen werden.<br />

Heterogenität der Lebensweisen <strong>und</strong> Biografien von Migrant<strong>in</strong>nen<br />

Das geläufige Stereotyp der vom Ehemann abhängigen Migrant<strong>in</strong> verstellt den<br />

Blick auf <strong>in</strong>dividualisierte <strong>und</strong> pluralisierte Lebensformen sowie e<strong>in</strong>e hohe<br />

soziale Aufwärtsmobilität vieler junger Frauen. Insbesondere Migrant<strong>in</strong>nen der<br />

zweiten Generation haben h<strong>in</strong>sichtlich Bildung, sprachlicher Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

beruflicher Integration stark aufgeholt. So zeigt zum Beispiel e<strong>in</strong>e Studie des<br />

B<strong>und</strong>esamts für Migration <strong>und</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge (BAMF) aus dem Jahr 2006, dass die<br />

Frauen der zweiten Zuwanderungsgeneration e<strong>in</strong> deutlich besseres berufliches<br />

Qualifikationsprofil aufweisen als Migrant<strong>in</strong>nen der ersten Generation, bei<br />

denen das BAMF e<strong>in</strong>en erheblichen Nachqualifizierungsbedarf sieht (BAMF<br />

2008a). Westphal (2004: 6) verweist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang darauf, dass<br />

Frauen der zweiten <strong>und</strong> dritten Zuwanderungsgeneration „<strong>in</strong>sgesamt flexibler<br />

auf die Migrationsbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Anforderungen der deutschen Gesellschaft“<br />

reagieren als Männer.<br />

Die Berufsbiografien von Frauen, die erst als Erwachsene nach Deutschland<br />

gekommen s<strong>in</strong>d, weisen demgegenüber oft starke Brüche auf. Neben Sprachproblemen<br />

ist dafür <strong>in</strong>sbesondere die schwierige Anerkennung von im Herkunftsland<br />

erworbenen Ausbildungen <strong>und</strong> Abschlüssen verantwortlich. Das<br />

mitgebrachte kulturelle Kapital lässt sich für die Integration auf dem deutschen<br />

Arbeitsmarkt nur begrenzt umsetzen. Im Rahmen von Intensiv<strong>in</strong>terviews 37<br />

zeigte sich, wie Frauen im ländlichen Raum, die sich durch e<strong>in</strong>e deutliche berufliche<br />

Aufstiegsorientierung auszeichneten, dennoch ke<strong>in</strong>e anerkannten <strong>und</strong><br />

bezahlten Tätigkeiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt ausüben konnten oder<br />

dies erst nach vielen Wendungen <strong>und</strong> Hürden erreichten. Auch bei erfolgter<br />

Anerkennung des im Herkunftsland erworbenen Abschlusses fehlen oft -<br />

mals Weiterbildungen, um ausländische Akademiker<strong>in</strong>nen im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

Arbeitsanforderungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt gezielt weiter zu<br />

36<br />

„Tatsächlich ersche<strong>in</strong>en Osteuropäer<strong>in</strong>nen [<strong>in</strong> deutschen Medien] meist als Opfer von Zwangsprostitution,<br />

Aussiedler<strong>in</strong>nen als Opfer häuslicher Gewalt, Türk<strong>in</strong>nen als rückständig <strong>und</strong> fremdbestimmt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Berichterstattung über Muslim<strong>in</strong>nen ist es be<strong>in</strong>ahe unmöglich geworden, nicht an Kopftuchzwang,<br />

zwangsverheiratete junge Mädchen, Importbräute oder gar an so genannte Ehrenmorde zu<br />

denken“ (BAMF 2008a: 3).<br />

37<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>er Erweiterung des Forschungsauftrags wurden acht vertiefende, narrativ-biografische<br />

Interviews mit Frauen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> im ländlichen Raum durchgeführt. Dabei<br />

wurden Frauen ausgewählt, die sich aktiv <strong>und</strong> engagiert <strong>in</strong> die Stadtgesellschaft e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

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