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Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

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Für die Analyse von <strong>Integrationspotenziale</strong>n <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en <strong>Städten</strong> im ländlichen<br />

Raum s<strong>in</strong>d auch die jeweilige Zuwanderungsgeschichte <strong>und</strong> die An- bzw. Abwesenheit<br />

von Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten von hoher Relevanz. Denn auch<br />

im ländlichen Raum ist Zuwanderung ke<strong>in</strong> neues Phänomen, sondern muss im<br />

Kontext historischer Ereignisse <strong>und</strong> Wanderungsbewegungen betrachtet werden<br />

(Boos-Krüger 2005). So haben verschiedene Zuwanderungsgruppen <strong>in</strong> den<br />

ver gangenen Jahrh<strong>und</strong>erten e<strong>in</strong>e neue Heimat im ländlichen Raum gef<strong>und</strong>en.<br />

Neben kriegsbed<strong>in</strong>gter Migration (hier <strong>in</strong>sbesondere der Dreißigjährige Krieg)<br />

ist auch die religiöse Verfolgung zu nennen. Sie führte z. B. zur Ansiedlung der<br />

Hugenotten im Landkreis Offenbach oder von Waldensern im Genth<strong>in</strong>er Land.<br />

Ebenso erfuhr der ländliche Raum durch politische <strong>und</strong> wirtschaftliche Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

sowie Arbeitsmigration im 19. <strong>und</strong> frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>ert Zuzüge. Im<br />

Hochsauerlandkreis z.B. wurden ab 1870 ausländische Arbeitskräfte bei der<br />

Eisenbahnerschließung <strong>und</strong> im Bergbau e<strong>in</strong>gesetzt (Michels 2008: 28). Unmittelbar<br />

nach Kriegsende erfolgte dann gerade im ländlichen Raum e<strong>in</strong> starker Zuzug<br />

durch Flüchtl<strong>in</strong>ge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. So wurden<br />

alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den drei ehemaligen <strong>Landkreisen</strong> des heutigen Emslandes nach dem<br />

zweiten Weltkrieg r<strong>und</strong> 37.000 deutsche Flüchtl<strong>in</strong>ge aus Schlesien, Ostpreußen<br />

<strong>und</strong> Pommern aufgenommen. Im Sauerland belief sich der Anteil der Vertriebenen<br />

nach Kriegsende auf e<strong>in</strong> Fünftel bis e<strong>in</strong> Viertel der Gesamtbevölkerung<br />

(ebd. 2007), im heutigen Landkreis Genth<strong>in</strong> machte er sogar e<strong>in</strong> Drittel der<br />

Gesamtbevölkerung aus.<br />

All diese Zuwanderungsprozesse <strong>und</strong> Zuwanderungsgruppen stehen nicht<br />

im Mittelpunkt aktueller Integrationsdebatten, aber sie prägen die Geschichte<br />

dieser Städte <strong>und</strong> spiegeln sich bis heute im Integrations verständnis wider.<br />

So wird <strong>in</strong> Neu-Isenburg darauf verwiesen, dass die Zuwanderung der Hugenotten<br />

im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> die von ihnen begründete Textilfabrikation<br />

der Stadt zu allmählichem Wohlstand verhalfen <strong>und</strong> zugleich durch das Zusammenleben<br />

verschiedener Glaubens- <strong>und</strong> Herkunftsgruppen der Umgang<br />

mit Konflikten zwischen etablierter <strong>und</strong> zugewanderter Bevölkerung schon<br />

früh erprobt wurde (Petasch o.J.).<br />

Differenzierung der Untersuchungsstädte<br />

nach unterschiedlichen Struktur merkmalen<br />

Aufgezeigt wurde die Vielfalt struktureller Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, die die Entwicklungsmöglichkeiten<br />

kle<strong>in</strong>er Städte <strong>und</strong> auch ihre <strong>Integrationspotenziale</strong><br />

bee<strong>in</strong>flussen. E<strong>in</strong>e Unterscheidung von <strong>Städten</strong> lediglich anhand der Faktoren<br />

Lage (ländlicher Raum vs. Metropolraum) <strong>und</strong> Größe (kle<strong>in</strong>e Städte vs. Großstädte)<br />

wird diesen daher nicht gerecht.<br />

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