Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

gungen. Von der Geselligkeitsform und Vereinsphilosophie dieser Vereine
fühlen sich entsprechend vorwiegend Milieuangehörige angesprochen.
In den Untersuchungskommunen zeigt sich durchgängig, dass sich traditions-
orientierte Vereine fast ausschließlich herkunftsbezogen zusammensetzen,
entweder aus den alteingesessenen Bewohnerinnen und Bewohnern oder aus
Migrantinnen und Migranten. Aufgrund der geringen Gruppengröße stehen
traditionsorientierte Migrantenorganisationen jedoch vor der Herausforderung,
sich teils überlokal, teils als Zusammenschluss unterschiedlicher kultureller
Gruppen eines Herkunftslandes verbindend zu organisieren. Migranten finden
sich nur vereinzelt in traditionsorientierten Vereinen der Alteingesessenen,
beispielsweise einige wenige Männer mit türkischer oder portugiesischer
Migrationsgeschichte im Schützen- und Jagdverein in Ebersdorf b. Coburg oder
in den Schützenvereinen des Hochsauerlandkreises. Generell prägen traditi-
onsorientierte Vereine die Freizeitgestaltung und Alltagsstruktur älterer alt-
eingesessener Bewohner mehr als die jüngerer und zugezogener Bewohner,
und sie spielen in den westdeutschen Kommunen eine bedeutendere Rolle als
in den ostdeutschen Kommunen. Traditionsorientierte Vereine sind in den
eher peripher gelegenen westdeutschen Untersuchungskommunen (Hochsauer-
landkreis, Emsland, Coburg) im Alltagsleben sehr präsent, finden sich aber
auch im städtischen Agglomerationsraum, wie etwa in Garching bei München,
was darauf hindeutet, dass für ein ausgeprägtes Vereinswesen nicht allein Lage
oder Siedlungsstruktur, sondern auch die regional und lokal sehr spezifischen
Kulturen und Traditionen eine bedeutende Rolle spielen.
Neben den Vereinsstrukturen der Alteingesessenen sind auch traditionsori en -
tierte Migrantenvereine in den Fallstudienstädten repräsentiert. (Spät-)Aus-
siedler organisieren sich oftmals in Chören und Gesangvereinen, so etwa
in Genthin und Meschede. In Plauen hat sich der stark binnenorientierte viet-
namesische Kulturverein mittlerweile über die Stadt hinaus mit anderen
vietnamesischen Vereinen zusammengeschlossen, um eine gewisse Gruppen-
stärke für kulturelle Veranstaltungen zu erreichen.
In den ostdeutschen Städten haben traditionsorientierte Vereine oftmals keine
Bedeutung (mehr), wenngleich mittlerweile wieder an die Geschichte der Vor-
DDR-Zeit angeknüpft wird (Hannemann 2004: 225). In den beteiligten Kommunen
(Genthin, Plauen) finden sich entsprechend wenige traditionsorientierte
Vereine. Auch der Organisationsgrad der Bevölkerung in Vereinen ist hier
generell geringer ausgeprägt als in den westdeutschen Kommunen. Miksch /
Schwier (2002) verweisen auf die Traditionsbrüche, die die Gesellschaft des
ländlichen Raums nach Kriegsende wie auch nach der politischen Wende in
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