06.12.2012 Aufrufe

Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

dass sich e<strong>in</strong> Teil der Mädchen türkischer Herkunft an öffentlichen Orten nur<br />

begrenzt aufhält, weil „sich das nicht gehört“. Zudem wurde deutlich, dass<br />

die Geme<strong>in</strong>deräume <strong>in</strong> den Moscheen oftmals überwiegend von Männern bzw.<br />

männlichen Jugendlichen genutzt werden, während weiblichen Jugendlichen<br />

ke<strong>in</strong> vergleichbares Raumangebot zur Verfügung steht. Türkeistämmige Mäd-<br />

chen trafen sich vor allem zu Hause; sie besuchten sich gegenseitig, telefo-<br />

nierten, chatteten. Im Rahmen dieser Diskussion wurde der Wunsch der Mäd-<br />

chen nach e<strong>in</strong>em „eigenen Raum“ <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>terkulturellen Treffpunkt für<br />

Mädchen <strong>und</strong> junge Frauen sowie Angeboten speziell für Mädchen (Kunst-,<br />

Instrumentalunterricht, Tanz- oder Kochkurse etc.) geäußert. Für die kommu-<br />

nale Integrationsarbeit stellt sich damit die Frage, ob <strong>und</strong> wie die bestehenden<br />

Anlaufstellen für Jugendliche (Offene Treffs, Jugendfreizeitstätten) von unter-<br />

schiedlichen Migrantengruppen <strong>und</strong> auch von beiden Geschlechtern genutzt<br />

werden können <strong>und</strong> <strong>in</strong>wieweit der Zugang für Mädchen <strong>und</strong> junge Frauen ver-<br />

bessert werden kann.<br />

Höhere Bildungsaspirationen von Mädchen<br />

Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden von kommunalen Vertretern die<br />

zum Teil hohen Bildungsaspirationen gerade von Frauen <strong>und</strong> Mädchen der<br />

zweiten Generation betont (vgl. Kapitel 4). Im ländlichen Raum treffen diese<br />

Bildungsaspirationen allerd<strong>in</strong>gs auf e<strong>in</strong> traditionelleres Milieu als <strong>in</strong> den Ballungsräumen<br />

<strong>und</strong> können sich daher schwerer entfalten. Mit größerer Entfernung<br />

von den Ballungszentren steigt der Anteil der prekären <strong>und</strong> traditionsverwurzelten<br />

Migrantenmilieus, während der Anteil der ambitionierten <strong>und</strong><br />

bürgerlichen Milieus abnimmt. Frauen <strong>und</strong> Mädchen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

sehen sich im ländlichen Raum somit häufiger mit traditionellen Rollenmodellen<br />

konfrontiert, woraus sich Konflikte zwischen dem Bildungsanspruch<br />

der Mädchen <strong>und</strong> dem traditionellen Rollenverständnis <strong>in</strong> den Familien entwickeln<br />

können. E<strong>in</strong>e im Rahmen des Projekts betreute Diplomarbeit zeigt anhand<br />

von Beispielen aus der Geme<strong>in</strong>de Bestwig (Majdaniuk 2010), dass neben<br />

dem problematischen Übergang von der Schule zur Ausbildung 38 <strong>in</strong>sbesondere<br />

die Schwelle von der Ausbildung <strong>in</strong> den Beruf von Frauen aus bildungsfernen<br />

Migrantenmilieus nicht mehr überschritten wird. Die gute schulische Qualifi<br />

kation von Mädchen <strong>und</strong> Frauen f<strong>in</strong>det somit kaum Niederschlag <strong>in</strong> beruflichen<br />

Karrieren.<br />

Die Interviews mit beruflich erfolgreichen türkeistämmigen Frauen zeigen<br />

jedoch, dass Frauen durchaus e<strong>in</strong>e Auflösung des Zusammenhangs von Milieuherkunft<br />

bzw. Sozialstatus <strong>und</strong> Bildungserfolg gel<strong>in</strong>gen kann. Deutlich wurde<br />

38 Vgl. dazu u.a. die Studie von Granato 2004, die auf Zahlen aus dem Jahr 2002 basiert.<br />

171

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!