06.12.2012 Aufrufe

Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Prägung: „Ländliche Räume entsprechen dabei häufig eher der Wohn- <strong>und</strong> Le-<br />

benserfahrung <strong>in</strong> der ‚russischen Heimat‘ <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d gerade für die älteren<br />

Zuwanderer e<strong>in</strong> vertrauteres Umfeld als Wohnsiedlungen <strong>in</strong> Großstädten mit<br />

entsprechenden ‚Ghettobildungen‘.“ In der Tat s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den ländlich geprägten<br />

Untersuchungsgebieten mit hohem (Spät-)Aussiedleranteil wie dem Emsland<br />

ausgeprägte Neubautätigkeiten zu beobachten.<br />

E<strong>in</strong>e signifikante Eigentumsbildung von Migranten zeigt sich auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

<strong>Landkreisen</strong> r<strong>und</strong> um westdeutsche Ballungsräume. Als „Gastarbeiter“ von<br />

kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong> mittelständischen Industrien <strong>in</strong> den sechziger Jahren angeworben,<br />

haben Migranten bzw. ihre Nachfahren dort Wohneigentum gebildet oder aber<br />

ziehen seit den neunziger Jahren verstärkt im Zuge des Wohneigentumser-<br />

werbs aus den Ballungsräumen <strong>in</strong> die umliegenden Landkreise. Als Motivation<br />

für den Umzug türkeistämmiger Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten <strong>in</strong> ländlich ge-<br />

prägte Städte wird auch betont, hier den spezifischen Isolationsersche<strong>in</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> der eigenen Ethnizität zu entfliehen, um den K<strong>in</strong>dern die Möglichkeiten zu<br />

bieten, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>städtischen Rahmen zu <strong>in</strong>tegrieren, geschützter auf-<br />

zuwachsen, der sozialen Erosion <strong>in</strong> großstädtischen Quartieren <strong>und</strong> der engen<br />

sozialen, religiösen <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziellen Kontrolle der eigenen Familienstrukturen<br />

zu entkommen. Man wolle nicht <strong>in</strong> „Großstadtghettos“ leben <strong>und</strong> suche die<br />

soziale Überschaubarkeit e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>stadt (ebd.: 430).<br />

Boos-Krüger (2005) f<strong>in</strong>det zudem empirische H<strong>in</strong>weise auf unterschiedliche<br />

räumliche Schwerpunkte des Wohneigentumserwerbs durch Migrant<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Migranten. Während zugewanderte (Spät-)Aussiedler <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

vielfach Immobilien <strong>in</strong> neu errichteten E<strong>in</strong>familienhausgebieten erworben<br />

haben, konzentriert sich die Eigentumsbildung türkeistämmiger Haushalte vor-<br />

rangig im <strong>in</strong>nerstädtischen Altbaubereich von Kle<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Mittelstädten (Bei-<br />

spiel Spangenberg, Ober-Ramstadt, Geme<strong>in</strong>de Sulzfeld: ebd.: 419ff). Die im<br />

Vergleich zu Großstädten häufig niedrigeren Erwerbskosten fördern den Pro-<br />

zess des Immobilienerwerbs. Diese Bef<strong>und</strong>e werden <strong>in</strong> den Untersuchungs-<br />

städten bestätigt. So wird <strong>in</strong>nerstädtischer Altbaubestand <strong>in</strong> der Altstadt von<br />

Neustadt b. Coburg von Türkeistämmigen erworben. Die Eigenheimsiedlungen<br />

<strong>in</strong> den <strong>Städten</strong> Haren <strong>und</strong> Freren (Emsland) sowie <strong>in</strong> Garch<strong>in</strong>g oder Meschede,<br />

<strong>in</strong> denen die (Spät-)Aussiedler leben, f<strong>in</strong>den sich h<strong>in</strong>gegen außerhalb des<br />

Stadtkerns oder am Stadtrand.<br />

35 Im Mikrozensus werden 17 verschiedene Regionstypen ausdifferenziert. Für die Analyse im Rahmen<br />

des Projekts wurde kontrastierend gearbeitet <strong>und</strong> den Agglomerationsräumen (Kernstädte bis 500.000<br />

E<strong>in</strong>wohner) vergleichend die ländlichen Kreise ger<strong>in</strong>ger Dichte gegenüber gestellt.<br />

163

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!