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Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

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Wesentlich für die Erklärung von Integrationsbed<strong>in</strong>gungen vor Ort ist daher<br />

e<strong>in</strong>e Differenzierung der Städte anhand der folgenden Faktoren (vgl. Tabelle 2):<br />

. siedlungsstrukturelle Prägung (ländlich, städtisch),<br />

. Lage (peripher bis sehr peripher, zentral bis sehr zentral),<br />

. demografische Entwicklung (dynamisch, stabil, schrumpfend),<br />

. wirtschaftliche Prosperität (prosperierend, stagnierend, strukturschwach),<br />

. Arbeitsplatzpotenzial (hoch / vielfältig / ger<strong>in</strong>g / kaum qualifizierte Angebote),<br />

. sozialhistorische Prägung,<br />

. Integrationsgeschichte sowie An- bzw. Abwesenheit von Zugewanderten,<br />

. kommunalpolitische Aufgabenverteilung zwischen Landkreis <strong>und</strong><br />

kreisangehöriger Geme<strong>in</strong>de.<br />

1.2 Migrationsprozesse, Siedlungsmuster <strong>und</strong> Werteorientierungen<br />

von Zugewanderten im ländlichen Raum<br />

Während der Zuzug <strong>in</strong> die ländlichen Räume nach Kriegsende nahezu aus-<br />

schließlich durch Flüchtl<strong>in</strong>ge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten ge-<br />

prägt war, wird die Zuwanderung im ländlichen Raum seitdem von drei zentralen<br />

Migrantengruppen bestimmt: Von Gastarbeitern <strong>und</strong> Arbeitsmigranten, (Spät-)<br />

Aussiedlern 9 <strong>und</strong> jüdischen Kont<strong>in</strong>gentflüchtl<strong>in</strong>gen 10 aus den ehemaligen<br />

Sowjetrepubliken <strong>und</strong> Staaten des Ostblocks sowie Asylbewerbern.<br />

Um Migrationsprozesse, Siedlungsmuster <strong>und</strong> Werteorientierungen von Per-<br />

sonen mit Migrationsgeschichte im ländlichen Raum differenziert beschreiben<br />

zu können, ist e<strong>in</strong>e entsprechende kle<strong>in</strong>räumige Datengr<strong>und</strong>lage erforderlich.<br />

Auch wenn seit dem Jahr 2005 die statistischen Erhebungen durch den Mikro-<br />

zensus Aussagen zu Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> ermöglichen, stehen<br />

diese Datensätze auf der kle<strong>in</strong>räumigen Ebene der Geme<strong>in</strong>den nicht belastbar<br />

9 „Spätaussiedler s<strong>in</strong>d im amtlichen Sprachgebrauch seit dem 1. Januar 1993 Menschen, die im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>es Aufnahmeverfahrens als deutsche Volkszugehörige nach Deutschland übergesiedelt s<strong>in</strong>d. Vorher<br />

benannte man sie nach dem B<strong>und</strong>esvertriebenengesetz als Aussiedler.“ (Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2010:<br />

389). Der <strong>in</strong> diesem Bericht verwendete Begriff ‚(Spät-)Aussiedler‘ umfasst die Angehörigen von deut-<br />

schen M<strong>in</strong>derheiten aus den Republiken der ehemaligen Sowjetunion sowie Osteuropa <strong>und</strong> teilweise<br />

Asien, die sowohl vor als auch nach Inkrafttreten des Aussiedleraufnahmegesetzes <strong>in</strong> die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland e<strong>in</strong>gereist s<strong>in</strong>d.<br />

10 Seit 1991 hatten jüdische Zuwanderer <strong>und</strong> ihre Familienangehörigen aus der ehemaligen Sowjetunion<br />

die Möglichkeit, als Kont<strong>in</strong>gentflüchtl<strong>in</strong>ge nach Deutschland e<strong>in</strong>zureisen. Gr<strong>und</strong>lage hierfür war e<strong>in</strong><br />

Beschluss der Innenm<strong>in</strong>isterkonferenz vom 09.01.1991, das „Gesetz über Maßnahmen für im Rahmen<br />

humanitärer Hilfsaktionen aufgenommene Flüchtl<strong>in</strong>ge (HumHAG)“, das sogenannte Kont<strong>in</strong>gentflücht-<br />

l<strong>in</strong>gsgesetz, auf diesen Personenkreis anzuwenden. Insgesamt s<strong>in</strong>d zwischen 1993 <strong>und</strong> 2004 r<strong>und</strong><br />

190.000 jüdische Kont<strong>in</strong>gentflüchtl<strong>in</strong>ge nach Deutschland zugewandert. Das Gesetz wurde mit Inkraft-<br />

treten des neuen Zuwanderungsgesetzes am 01.01.2005 aufgehoben (BAMF 2006: 49 ff.).<br />

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