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Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

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Die räumliche Verteilung orientierte sich dabei stark an der wirtschaftlichen<br />

Prosperität der Region. Während sich die Zuwanderung zunächst <strong>in</strong>sbesondere<br />

<strong>in</strong> den Großstädten <strong>und</strong> Verdichtungsräumen konzentrierte, wurden später<br />

durch direkte Anwerbung auch <strong>in</strong>dustriell geprägte Mittel- bzw. Kle<strong>in</strong>städte Ziel -<br />

orte der Gastarbeiterzuwanderung. Aber auch <strong>in</strong> Agrarbetrieben, wie z. B. im Torf-<br />

abbau im Emsland, fanden Arbeitskräfte vor allem aus der Türkei Beschäftigung.<br />

Es lassen sich regionale Konzentrationen unterschiedlicher Nationalitäten<br />

feststellen, die bis heute fortbestehen. Italienische Gastarbeiter aus der ersten<br />

Phase der Zuwanderung wurden bevorzugt nach Baden-Württemberg, tür-<br />

kische Gastarbeiter im weiteren Verlauf <strong>in</strong> größerer Zahl <strong>in</strong>s Ruhrgebiet <strong>und</strong><br />

nach Westberl<strong>in</strong> angeworben. Traditionelle Gastarbeitergruppen, <strong>in</strong>sbesondere<br />

aus der Türkei, stellen bis heute <strong>in</strong> den <strong>in</strong>dustriell geprägten <strong>Städten</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Landkreisen</strong> den größten Anteil der Bevölkerung mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>.<br />

Viele der heute hier ansässigen Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten leben bereits <strong>in</strong><br />

dritter Generation <strong>in</strong> den Kommunen.<br />

Siedlungsschwerpunkte von (Spät-) Aussiedlern <strong>und</strong> jüdischen Flüchtl<strong>in</strong>gen<br />

Im Verlauf der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre wurde den ländlichen Kom-<br />

munen <strong>in</strong> Westdeutschland e<strong>in</strong>e bedeutsame Zahl an (Spät-)Aussiedlern <strong>und</strong><br />

jüdischen Flüchtl<strong>in</strong>gen zugewiesen (Miksch / Schwier 2001).<br />

Durch die regionale Zuweisungspolitik auf B<strong>und</strong>esebene <strong>und</strong> Prozesse der so -<br />

genannten Kettenwanderung s<strong>in</strong>d im ländlichen Raum deutliche kle<strong>in</strong>räumige<br />

Konzentrationen von (Spät-)Aussiedlern zu beobachten. Angehörige s<strong>in</strong>d viel-<br />

fach <strong>in</strong> die Nähe der Auffang- <strong>und</strong> Übergangswohnheime gezogen. So gibt es<br />

etwa im Regierungsbezirk Detmold fünf Geme<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> denen der Anteil der<br />

<strong>in</strong> den Schulstatistiken geführten (Spät-)Aussiedler über 20 Prozent liegt (Ber-<br />

telsmann Stiftung o. J.). In der Folge führte das zu e<strong>in</strong>em starken Ungleich-<br />

gewicht <strong>in</strong> der Verteilung über die B<strong>und</strong>esrepublik <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>er Konzentration<br />

dieser Zuwanderungsgruppe <strong>in</strong> bestimmten <strong>Städten</strong> <strong>und</strong> <strong>Landkreisen</strong>. 1995<br />

<strong>in</strong>itiierten besonders stark betroffene Kommunen <strong>in</strong> Nieder sachsen (darunter<br />

die Städte Wolfsburg <strong>und</strong> Salzgitter sowie die Landkreise Emsland, Gifhorn,<br />

Nienburg / Weser, Cloppenburg <strong>und</strong> Osnabrück) die soge nan nte „Gifhorner Er -<br />

klärung zur Aussiedler<strong>in</strong>tegration“, <strong>in</strong> der sie die Folgen dieser Konzentra-<br />

tionsprozesse für die Kommunen aufzeigten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e stärkere Steuerung der<br />

Zuwanderung forderten. Zu diesen Folgen zählen u.a. die ungleich höhere<br />

Belastung der öffentlichen Haushalte durch die stark ansteigen den Sozialhilfe-<br />

kosten für (Spät-)Aussiedler, die Überlastung der kommunalen Integrations-<br />

strukturen sowie e<strong>in</strong>e nachlassende Akzeptanz für den Zuzug von (Spät-)Aussiedlern<br />

bei den Alte<strong>in</strong>gesessenen (BAMF 2007: 11).<br />

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Empirie <strong>und</strong> Analyse

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