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Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

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Fast jedes vierte Mitglied mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> ist im ländlichen Raum<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kulturvere<strong>in</strong> (22 %) organisiert, was auf die Bedeutung eigenethnisch-<br />

er Vere<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>deutet. Im ländlichen Umland, im städtischen Umland <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

Kernstädten ist die Mitgliedschaft von Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten <strong>in</strong> Kultur-<br />

vere<strong>in</strong>en aller d<strong>in</strong>gs um drei bis vier Prozentpunkte höher als im ländlichen<br />

Raum, was u.a. mit den Angebotsstrukturen zusammenhängen dürfte. Zentrale<br />

Bedeutung für das Engagement von Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten haben auch<br />

religiöse Ver e<strong>in</strong>igungen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen, worauf aus systematischen Gründen<br />

<strong>in</strong> Kapitel 5 näher e<strong>in</strong>gegangen wird. Die spezifischen Engagementformen<br />

<strong>und</strong> -potenziale von Migrant<strong>in</strong>nen werden demgegenüber <strong>in</strong> Kapitel 7 näher<br />

aus geführt.<br />

Bei der im ländlichen Raum lebenden heterogenen Gruppe der Zugewanderten<br />

konzentrieren sich, vergleichbar zur Mehrheitsgesellschaft, die Milieus niedrigerer<br />

sozialer Lagen <strong>und</strong> traditioneller Werteorientierung besonders stark<br />

(siehe Kapitel 1.2). E<strong>in</strong>e quantitative Studie des B<strong>und</strong>esverbandes für Wohnen<br />

<strong>und</strong> Stadtentwicklung (vhw) verweist auf die <strong>in</strong>teressante Konstellation, dass<br />

<strong>in</strong> diesen eher bildungsfernen Gruppen das Engagement zwar weniger stark<br />

ausgeprägt ist als bei Personen höherer Bildung, die Bereitschaft zur Partizipation<br />

jedoch über alle Milieus <strong>und</strong> Bildungsgruppen recht gleichmäßig verteilt<br />

ist (vhw 2009: 46). Dies ist e<strong>in</strong> Indiz für Engagementpotenziale auch bei den im<br />

ländlichen Raum verorteten Milieus. Für die (Spät-)Aussiedler wird beispielhaft<br />

deutlich, dass die Engagementbereitschaft mit der Wohndauer steigt.<br />

Das Zentrum für Türkeistudien weist darauf h<strong>in</strong>, dass bei der Nachfolgegeneration,<br />

d.h. den <strong>in</strong> Deutschland geborenen oder aufgewachsenen türkeistämmigen<br />

Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten, das stärkste Engagement zu f<strong>in</strong>den ist<br />

(ZfT 2009). Für die Stadt Offenbach wird belegt, dass auch die Vernetzungsstrukturen<br />

der Organisationen nur dann stabil s<strong>in</strong>d, wenn e<strong>in</strong>e ausreichende Größe<br />

<strong>und</strong> Wohn dauer der sie tragenden Bevölkerungsgruppen erreicht wird (Huth<br />

2007: 62).<br />

Ger<strong>in</strong>ge Präsenz von Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten erschwert Eigenorganisation<br />

Die im Vergleich zu Großstädten ger<strong>in</strong>gere Zahl von Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten<br />

im ländlichen Raum erschwert ihre Selbstorganisation. Dies gilt auch<br />

für die Gruppe der (Spät-)Aussiedler, obgleich sie die größte Zuwanderungsgruppe<br />

im ländlichen Raum stellt.<br />

E<strong>in</strong>getragene Vere<strong>in</strong>e von Migranten werden eher als e<strong>in</strong> Spezifikum der alten<br />

B<strong>und</strong>esländer beschrieben (K<strong>in</strong>delberger 2005). Auch nach der Wende war der<br />

öffentliche Diskurs zur gesellschaftlichen Integration <strong>in</strong> den neuen B<strong>und</strong>esländern<br />

weniger stark ausgeprägt <strong>und</strong> Integration nicht als vordr<strong>in</strong>gliche Aufgabe<br />

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Empirie <strong>und</strong> Analyse

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