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Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

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situation auch bei Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten deren Umzugs- <strong>und</strong> Weg-<br />

zugswünsche aus e<strong>in</strong>em segregierten Gebiet. Beispielsweise ist der Stadtteil<br />

Genth<strong>in</strong>-Süd von starker Abwanderung von Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten nach<br />

Westdeutschland geprägt, die sich dort e<strong>in</strong>e bessere Arbeits- <strong>und</strong> Lebenspers-<br />

pektive erhoffen. In e<strong>in</strong>igen Untersuchungsstädten (Leutkirch, Garch<strong>in</strong>g,<br />

Ravensburg, Haren, Freren, Bestwig) ist e<strong>in</strong> Fortzug aus benachteiligten Quar-<br />

tieren im Kontext der Wohneigentumsbildung erkennbar. Auch hier ist der<br />

Wegzug aus stigmatisierten Wohnlagen mit der Hoffnung auf sozialen Aufstieg<br />

verb<strong>und</strong>en.<br />

Stigmatisierung segregierter Gebiete <strong>und</strong> lokaler Diskurs<br />

Ethnische Segregationstendenzen sowie die Ansiedlung von Migrantengruppen<br />

<strong>in</strong> vielfach bereits länger sozial stigmatisierten Wohnungsbeständen führen<br />

zu <strong>in</strong>tegrationspolitischen Herausforderungen. Wie bereits anhand von Genth<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> Garch<strong>in</strong>g dargestellt, s<strong>in</strong>d segregierte Wohngebiete oft zusätzlich durch<br />

bauliche Barrieren, periphere Lage <strong>und</strong> unterbliebene physisch-räumliche<br />

Aufwertungen gekennzeichnet. Stigmatisierungen von Wohnvierteln <strong>und</strong> Wohnungsadressen<br />

haben damit e<strong>in</strong>e symbolische Dimension, die durch den baulichen<br />

Zustand <strong>und</strong> die Sichtbarkeit ethnischer E<strong>in</strong>richtungen (Läden, Moscheen,<br />

Gaststätten) verfestigt wird. Besonders wirkmächtig ist <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>städten<br />

die kommunikativ-diskursive Ebene der Stigmatisierungsprozesse. Lokalen<br />

Kommunikationsprozessen <strong>in</strong> der regionalen Presse kommt hierbei e<strong>in</strong>e besondere<br />

Bedeutung zu. Das Reden (<strong>und</strong> Schreiben) über e<strong>in</strong>e „schlechte Adresse“<br />

bzw. Wohnlage oder die negativ bewertete sozialräumliche Konzentration<br />

bestimmter Zuwanderungsgruppen kann e<strong>in</strong> entsprechendes räumliches Bild<br />

verfestigen. Es wird davon ausgegangen, dass dies auf Kle<strong>in</strong>städte mit ihren<br />

engen sozialen Netzen der Mehrheitsgesellschaft <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Bandbreite<br />

an Medien deutlich stärker zutrifft, als dies <strong>in</strong> Großstädten der Fall ist.<br />

Entsprechend kritisch s<strong>in</strong>d Zuweisungen negativer Eigenschaften an sogenannte<br />

„Russenviertel“ oder „Türkenghettos“, auch wenn sie zum Teil nur wenige<br />

Gebäude oder Straßenzüge umfassen.<br />

Der lokale Umgang mit Stigmatisierung ist dabei <strong>in</strong> den <strong>Städten</strong> unterschiedlich<br />

<strong>und</strong> reicht von Abwehrreaktionen bis h<strong>in</strong> zu proaktiven Strategien. Von Experten<br />

im Kreis Offenbach wird berichtet, dass der aufmerksame, aber gleichzeitig<br />

gelassene Umgang mit Segregationstendenzen im Stadtquartier West der Stadt<br />

Neu-Isenburg e<strong>in</strong>e wichtige Basis für die Zusammenarbeit mit den Migrantenorganisationen<br />

ist. Konstruktive Ansätze des kommunalen Umgangs mit e<strong>in</strong>er<br />

stigmatisierten <strong>und</strong> ethnisch segregierten Wohnlage zeigen sich u.a. <strong>in</strong> Genth<strong>in</strong>.<br />

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Empirie <strong>und</strong> Analyse

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