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Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

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Bevölkerung mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>in</strong> Höhe des Landesdurchschnitts (25 %) aus (ebd. 2009:<br />

20). Der Anteil von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> ist <strong>in</strong> solchen Kommunen besonders<br />

hoch, <strong>in</strong> denen früher Übergangswohnheime waren, wie z.B. <strong>in</strong> Ravensburg <strong>und</strong> Leutkirch.<br />

Integrationspolitische Ansätze <strong>und</strong> Arbeitsstrukturen: Im Jahr 2006 ist e<strong>in</strong> erster Migrationsbericht<br />

für den Landkreis erstellt worden, der e<strong>in</strong>en Überblick über das Zuwanderungsgeschehen<br />

<strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> im Landkreis Ravensburg gibt. Der im Jahre 2008 erstellte Integrationsbericht<br />

be<strong>in</strong>haltet acht Handlungsempfehlungen zur E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Integrationsmanagements<br />

sowie Leitziele. Seit 2009 existiert auch e<strong>in</strong> Integrationsbeauftragter beim Landkreis, der jedoch<br />

nur mit e<strong>in</strong>em Drittel e<strong>in</strong>er vollen Stelle für das Thema zuständig ist. Daneben gibt es e<strong>in</strong>en Arbeitskreis<br />

Integration auf Landkreisebene, um die Integrationsarbeit zwischen Landkreis <strong>und</strong><br />

Geme<strong>in</strong>den besser zu vernetzen. Auch die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Integrationsmonitor<strong>in</strong>gs ist geplant.<br />

Seit 2005 wurde im Rahmen e<strong>in</strong>es Modellprojekts e<strong>in</strong>e „Regionale Bildungslandschaft<br />

Ravensburg“ erprobt <strong>und</strong> im Jahre 2008 durch Kreistagsbeschluss <strong>in</strong> den Regelbetrieb überführt.<br />

E<strong>in</strong> zentrales Ziel dieses Kooperations- <strong>und</strong> Vernetzungsprojekts zur Verbesserung der Bildungssituation<br />

im Landkreis ist explizit die Förderung der Integration <strong>und</strong> die Erzielung von Bil -<br />

dungsgerechtigkeit (ebd. 2009: 79, 98). E<strong>in</strong>mal jährlich führt der Landkreis e<strong>in</strong>e zentrale E<strong>in</strong>bürgerungsfeier<br />

durch, bei der der Landrat die „Neubürger“ persönlich begrüßt.<br />

Stadt Ravensburg<br />

Die Große Kreisstadt 47 Ravensburg ist e<strong>in</strong> Oberzentrum <strong>und</strong> Verwaltungssitz des gleichnamigen<br />

Landkreises. In der kreisweit größten Stadt leben knapp 50.000 Menschen. Zur Stadt Ravensburg<br />

gehören die Ortschaften Eschach, Schmalegg <strong>und</strong> Taldorf. Zusammen mit den <strong>Städten</strong><br />

We<strong>in</strong>garten <strong>und</strong> Friedrichshafen bildet die Stadt e<strong>in</strong> Mehrfachzentrum. Der bedeutendste wirtschaftliche<br />

Sektor, gemessen am Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, ist der<br />

Dienstleistungssektor (67,2 Prozent, 2009). Die wirtschaftliche Dynamik Ravensburgs ist positiv,<br />

<strong>in</strong> den vergangenen fünf Jahren vor der Wirtschafts- <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzkrise wuchsen die Arbeitsplätze<br />

um 2,1 Prozent. Danach folgten e<strong>in</strong>e schnelle Erholung <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Anknüpfen an die Vorkrisendynamik.<br />

Faktisch herrscht heute Vollbeschäftigung. Auch die Bevölkerungsentwicklung ist<br />

positiv, Prognosen gehen bis 2025 von e<strong>in</strong>em weiteren Bevölkerungsanstieg um rd. 4,9 Prozent<br />

aus (Landkreis: 3,5 %, Baden-Württemberg: 1,9 %). Vor allem junge Erwachsene <strong>in</strong> der Ausbildungsphase<br />

bzw. <strong>in</strong> der Phase des Berufse<strong>in</strong>stiegs ziehen zu <strong>und</strong> verbleiben <strong>in</strong> der Stadt (Stadt<br />

Ravensburg 2008b).<br />

Migrationsgeschichte: Die positive Bevölkerungsentwicklung <strong>in</strong> Ravensburg wird seit den<br />

1960er Jahren durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt steigende Zuwanderung aus dem Ausland wesentlich mit<br />

bee<strong>in</strong>flusst. Von 1959 bis 1972 erfolgte die Zuwanderung von Gastarbeitern vor allem aus dem<br />

süd- bzw. südosteuropäischen Raum <strong>und</strong> der Türkei. Erst <strong>in</strong> den späten 1970er Jahren setzte<br />

mit dem Familiennachzug e<strong>in</strong>e weitere Zuwanderung aus der Türkei e<strong>in</strong>. Mit 4.920 Menschen<br />

(Stand 2009) aus über h<strong>und</strong>ert Ländern beträgt der Ausländeranteil <strong>in</strong> der Stadt 9,9 Prozent. Die<br />

größte Ausländergruppe kommt dabei mit e<strong>in</strong>em Anteil von 20,4 Prozent aus der Türkei. (Spät-)<br />

Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion (v.a. Kasachstan) stellen mit 4,2 Prozent 48 e<strong>in</strong>en<br />

47 In Baden-Württemberg, Bayern <strong>und</strong> Sachsen können Städte ab e<strong>in</strong>er bestimmten E<strong>in</strong>wohnerzahl auf<br />

eigenen Antrag von der jeweiligen Landesregierung den Titel „Große Kreisstadt“ verliehen bekommen.<br />

Damit verb<strong>und</strong>en ist die teilweise Übernahme von Aufgaben des Landkreises. So verfügen die beiden<br />

Städte Ravensburg <strong>und</strong> Leutkirch über eigene Ausländerbehörden.<br />

48 Anteil der Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion an der Gesamte<strong>in</strong>wohnerzahl. Die Stadt<br />

schätzt die Bevölkerungsgruppe der Aussiedler, Spätaussiedler, E<strong>in</strong>gebürgerten <strong>und</strong> deren K<strong>in</strong>der<br />

auf <strong>in</strong>sgesamt 10 Prozent (vgl. LK Ravensburg 2008, 10).<br />

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