Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

ansässigen türkisch-islamischen Kulturverein geäußerte Kooperationsinteresse
eingehen. Einige Städte (Garching, Neustadt b. Coburg) berichten im Zusam-
menhang mit der Umnutzung und dem Umbau von Räumlichkeiten eines
Vereinshauses für einen Gebetsraum von Nutzungskonflikten bzw. einem kon-
troversen öffentlichen Diskurs. Aus anderen Fallstudiengebieten (Genthin)
wird von Seiten der christlichen Großkirchen mitgeteilt, dass ein interreligiöser
Dialog bzw. die Kooperation aufgrund fehlender Ansprechpartner erschwert
sei oder gar ein Konkurrenzangebot befürchtet wird. Gerade der Neubau von
Gebetshäusern kann – insbesondere wenn er in bürgerlichen Wohngebieten
geplant ist – zu einer symbolisch aufgeladenen Auseinandersetzung um die
Gestaltungsmacht und die räumliche Präsenz vor Ort führen.
Hüttermann (2010) analysierte in drei deutschen Kleinstädten solche Rang-
ordnungskonflikte und sich verschiebende Machtbalancen durch Zuwanderung.
Er verweist darauf, dass das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Gruppen
in „Arenen kollektiver Aufregung“ wie Fußballplätzen und Diskotheken zwar
grundsätzlich eskalationsfördernd wirke (ebd.: 300). In Kleinstädten fänden
sich allerdings weniger Austragungsorte, in denen sich Gegnerschaften mani-
festierten. Damit verfestigten sich auch Fremdzuschreibungen und Abgren-
zungsmechanismen weniger stark als im großstädtischen Kontext. Hinzu komme,
dass der Status der Mehrheitsgesellschaft aufgrund der geringeren quantita-
tiven Präsenz der Zugewanderten weniger stark in Frage gestellt werde und
diese „stabile Hierarchie“ einer Eskalation vorbeuge (ebd.: 302). In Kleinstädten
gibt es nur wenige zentrale Orte, an denen sich Gruppen begegnen und ihre
Machtstellung im öffentlichen Raum auch symbolisch durch Inbesitznahme
manifestieren (Hauptgeschäftsstraße, Marktplatz oder Sakralbauten). In diesen
Foren und Bühnenorten sind Migranten in den von Hüttermann untersuchten
Kleinstädten zwar vertreten, aber nicht dominant und werden entsprechend
nur selten zum „Stein des Anstoßes“. Mehrfach verweist Hüttermann auf die
Bedeutung von lokalen Autoritäten, d.h. „einzelnen Persönlichkeiten mit Charisma
und Charme“, für die zivile Konfliktregelung in kleinstädtischen Gesellschaften
(ebd.: 284, 301). Diese zentrale Rolle lokaler Autoritäten findet sich
weitgehend in den Untersuchungskommunen bestätigt.
Im Sportbereich, der einen hohen Anteil insbesondere jüngerer Migranten
mobilisiert, können solche Konflikte bzw. Aushandlungsprozesse am Beispiel
des Umgangs mit eigenethnischen Fußballvereinen gut verdeutlicht werden.
In mehreren Untersuchungskommunen finden sich eigenethnische Fußballvereine,
wie SV Türk Gücu in Neustadt b. Coburg, FC Türk Spor Garching, Anadoluspor
Ramsbeck in Bestwig, Fatih Türkgücü Meschede, Türkischer Kulturund
Sportverein in Ravensburg und Türkischer Sportverein Neu-Isenburg e.V.
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