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Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

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Insbesondere für benachteiligte oder marg<strong>in</strong>alisierte Gruppen kann freiwilli-<br />

ges Engagement e<strong>in</strong>e wesentliche Ressource im <strong>in</strong>dividuellen <strong>und</strong> gesellschaft-<br />

lichen Integrationsprozess darstellen.<br />

Das Engagement von Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> weist spezifische<br />

Merkmale mit Bezug auf Engagementformen <strong>und</strong> -schwerpunkte auf, die für<br />

ländlich wie städtisch geprägte Kontexte gleichermaßen gelten. So weisen die<br />

Freiwil ligensurveys darauf h<strong>in</strong>, dass fast zwei Drittel der Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Migranten außerhalb von Beruf <strong>und</strong> Familie öffentlich aktiv s<strong>in</strong>d 22 . Der Freiwil-<br />

ligensurvey 2004 weist e<strong>in</strong>e Quote von 23 Prozent aller Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Migranten (im Vergleich zu 37 % der e<strong>in</strong>heimischen Deutschen) aus, die ehren-<br />

amtliche bzw. freiwillige Aufgaben <strong>und</strong> Arbeiten im Rahmen formalisierter<br />

Strukturen wie e<strong>in</strong>er Gruppe oder E<strong>in</strong>richtung übernehmen (BMFSFJ 2005:<br />

367). Am Umfang des Engagements hat sich <strong>in</strong> den letzten Jahren nichts<br />

verändert, wie die aktuellen Zahlen aus dem Dritten Freiwilligensurvey bele-<br />

gen (ebd. 2010: 23).<br />

Die öffentliche Aktivität von Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten ist damit recht hoch<br />

(wenngleich noch niedriger als die öffentliche Aktivität von Personen ohne Mi-<br />

grationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>). Für die türkeistämmige Bevölkerung zeigen Halm <strong>und</strong><br />

Sauer (2007: 8) auf, dass r<strong>und</strong> zwei Drittel der Türkeistämmigen öffentlich aktiv<br />

s<strong>in</strong>d, aber sich nur r<strong>und</strong> 10 Prozent freiwillig durch die Übernahme von Funk-<br />

tionen oder Aufgaben engagieren. Diese Diskrepanz zwischen Beteiligung ei-<br />

nerseits <strong>und</strong> Übernahme von Funktionen <strong>und</strong> Aufgaben andererseits bestätigen<br />

auch die Daten des Freiwilligensurveys zum Engagement der im ländlichen<br />

Raum leben den Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten.<br />

Zudem ist festzustellen, dass sich Zugewanderte zivilgesellschaftlich häufig an-<br />

ders, d.h. <strong>in</strong> weniger formalisierten Kontexten als Deutsche engagieren (Sach-<br />

verständigenrat für Zuwanderung <strong>und</strong> Integration 2004: 323). E<strong>in</strong>e Recherche<br />

im Auftrag des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend<br />

zeigt, dass e<strong>in</strong> Großteil des freiwilligen Engage ments von Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Migranten im Bereich der Familienselbsthilfe <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der direkten<br />

Nachbarschaft stattf<strong>in</strong>det (Hoppe / Huth 2002).<br />

Das Engagement im direkten Wohnumfeld leistet e<strong>in</strong>en bedeutenden Beitrag<br />

zur Verbesserung der Lebenslagen von Migrantenfamilien vor Ort. E<strong>in</strong> Erfolgs-<br />

faktor der eigenethnischen Selbsthilfestrukturen ist, dass Handlungsweisen <strong>und</strong><br />

Traditionen der Ursprungsländer aufgegriffen werden können (ebd.: 62), für<br />

die traditionelle, deutsche Organisationsformen der Nachbarschaftshilfe weni-<br />

ger offen s<strong>in</strong>d. Diese Vere<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Selbstorganisationen haben <strong>in</strong>sbesondere<br />

110<br />

Empirie <strong>und</strong> Analyse

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