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Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

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eruflichen Wiedere<strong>in</strong>stieg. Trotz erfahrener eigener Benachteiligung reagier-<br />

ten die <strong>in</strong>terviewten Frauen nicht mit e<strong>in</strong>em Rückzug <strong>in</strong> die Familie. Vielmehr<br />

wurden diese Erfahrungen Teil ihrer Biografie, der konstruktiv als Motivation<br />

für Engagement genutzt wird. Die überschaubaren Strukturen <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en <strong>Städten</strong><br />

wurden <strong>in</strong> diesem Zusammenhang immer wieder als Vorteil benannt.<br />

Eigenethnische Vere<strong>in</strong>e oder solche, die sich Problemen der Zuwanderer wid-<br />

men, s<strong>in</strong>d oft die ersten Anlaufstellen, um sich selbst zu engagieren. Besonders<br />

für Neuzuzügler<strong>in</strong>nen können die eigene ethnische Community bzw. eigen -<br />

ethnische Netzwerke oder speziell auf Zugewanderte orientierte Unterstützungs-<br />

angebote e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle bei der <strong>in</strong>dividuellen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Integration spielen. Die kle<strong>in</strong>ere Gruppengröße, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> peripheren<br />

<strong>Städten</strong>, erfordert geradezu e<strong>in</strong> Engagement <strong>in</strong> diesem Bereich, um vorhandene<br />

Strukturen aufrechterhalten zu können. Die Stärkung eigenethnischer Netz-<br />

werke kann die Basis dafür darstellen, dass sich Migrant<strong>in</strong>nen überhaupt über<br />

den eigenen engeren Familien- <strong>und</strong> Nachbarschaftskontext h<strong>in</strong>aus engagieren<br />

<strong>und</strong> darauf aufbauend den Kontakt zu anderen Vere<strong>in</strong>en suchen. Sie ist somit<br />

ke<strong>in</strong> Anzeichen für fehlende Integration, sondern e<strong>in</strong> Zeichen für Integration.<br />

Um tatsächlich bürgerschaftlich aktiv zu werden, sche<strong>in</strong>t es bestimmter Gelegen-<br />

heiten zu bedürfen, die an den Wohn- <strong>und</strong> Arbeitsalltag der Frauen anknüpfen.<br />

Die immer stärkere Ausdünnung des öffentlichen Nahverkehrs im ländlich en<br />

Raum geht <strong>in</strong>sbesondere zu Lasten der meist weniger mobilen Frauen. Die<br />

erschwerten Zugangsbed<strong>in</strong>gungen zu Angeboten legen es nahe, an e<strong>in</strong>mal ge-<br />

bildete Gruppenstrukturen anzuknüpfen <strong>und</strong> nachhaltige Kontaktmöglichkeiten<br />

zu schaffen. E<strong>in</strong> gutes Beispiel für die längerfristige E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung türkischer<br />

Frauen f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Neustadt b. Coburg.<br />

Gute-Praxis-Beispiel<br />

Neustadt b. Coburg: Nachhaltige Förderstrukturen als Basis<br />

für lokales Engagement. Von „Mama lernt Deutsch“ zu „Bizim Birlek“<br />

2004 hat die Stadt <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Coburg e<strong>in</strong>en<br />

ausschließlich für türkische Frauen angebotenen, e<strong>in</strong>jährigen Sprachkurs „Mama<br />

41 Zum Vergleich: Im ländlichen Raum s<strong>in</strong>d 66,7 % der Männer mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> öffentlich<br />

aktiv <strong>und</strong> übernehmen zu 24,8 % Aufgaben <strong>und</strong> Funktionen. Im verdichteten Umland liegen die ent-<br />

sprechenden Anteile bei 72,6 % <strong>und</strong> 36 % <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Kernstädten bei 67,2 % <strong>und</strong> 25,8 %. Damit zeigt sich,<br />

dass Migrant<strong>in</strong>nen gegenüber Migranten überproportional häufig Aufgaben <strong>und</strong> Funktionen überneh-<br />

men, wenn sie öffentlich aktiv s<strong>in</strong>d. Es zeigt sich aber auch, dass die öffentliche Aktivität von Migran-<br />

t<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Kernstädten fast so hoch wie der entsprechende Anteil von Migranten ist, während sich im<br />

ländlichen Raum e<strong>in</strong>e deutliche Lücke zwischen beiden Quoten zeigt. Wenn von öffentlicher Aktivität<br />

gesprochen wird, ist hier im S<strong>in</strong>ne der Def<strong>in</strong>ition der Freiwilligensurveys die re<strong>in</strong>e Mitgliedschaft <strong>und</strong><br />

Teilnahme <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Initiativen geme<strong>in</strong>t. Das freiwillige Engagement, im S<strong>in</strong>ne der Übernahme<br />

von Funktionen <strong>und</strong> Aufgaben <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en, Organisationen <strong>und</strong> Initiativen, ist prozentual ger<strong>in</strong>ger.<br />

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