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Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

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Migrationsgeschichte: Ab den 1950er Jahren fanden über Anwerbeabkommen vor allem Migranten<br />

aus der Türkei <strong>und</strong> Italien Arbeitsmöglichkeiten bei Firmen im Landkreis. Gleichzeitig<br />

verzeichnete der Landkreis durch se<strong>in</strong>e räumliche Nähe zu München <strong>und</strong> der dort wie im Landkreis<br />

wachsenden wirtschaftlichen Entwicklung e<strong>in</strong>en sehr dispersen Zuzug aus dem Ausland.<br />

Insgesamt besitzen heute knapp 38.000 der r<strong>und</strong> 318.000 Personen im Landkreis München<br />

ke<strong>in</strong>e deutsche Staatsbürgerschaft (12 % der Gesamtbevölkerung). Die größte Gruppe bilden dabei<br />

mit 4.970 Personen Zugewanderte aus Österreich, 4.535 Personen kommen aus der Türkei (Ausländerzentralregister,<br />

Stand August 2009). Statistische Daten zum Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> liegen<br />

nur für sehr wenige Indikatoren vor, so lag 2007 der Anteil der K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

<strong>in</strong> den landkreisweiten K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen bei 25,6 Prozent (Bertelsmann Stiftung,<br />

Homepage). Im Unterschied zum Großteil der Untersuchungskommunen gibt es im Landkreis<br />

München mit Ausnahme von Aussiedlern aus Rumänien, die bereits <strong>in</strong> den 1980er Jahren zuwanderten,<br />

kaum (Spät-)Aussiedler.<br />

Integrationspolitische Ansätze <strong>und</strong> Arbeitsstrukturen: Mit der im März 2008 e<strong>in</strong>gerichteten Stelle<br />

des Integrationsbeauftragten bef<strong>in</strong>det sich der Landkreis München am Anfang se<strong>in</strong>er Integrationsarbeit.<br />

In allen Landkreisgeme<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d aber bereits vielfältige Integrationsbemühungen<br />

vorhanden, sowohl von den Geme<strong>in</strong>den selbst wie auch von zivilgesellschaftlichen Organisationen,<br />

Initiativen <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>en. Die 2008 neu geschaffene Funktion e<strong>in</strong>es hauptamtlichen Integrationsbeauftragten<br />

<strong>in</strong> Vollzeit auf Kreisebene soll Integration ressortübergreifend fördern.<br />

Der Integrationsbeauftragte ist den Servicestellen (Integrations-, Gleichstellungs-, Familienstelle)<br />

im Bereich Soziale Angelegenheiten zugeordnet <strong>und</strong> besitzt ke<strong>in</strong> Anhörungsrecht im Kreistag.<br />

Neben der Erarbeitung e<strong>in</strong>es Integrationskonzepts liegt e<strong>in</strong> Schwerpunkt der Arbeit <strong>in</strong> der<br />

Vernetzung der Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Städte im Landkreis <strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrationspolitischen Fragen, was <strong>in</strong>sbesondere<br />

<strong>in</strong> den Nordgeme<strong>in</strong>den relevant ist. Weitere Ansätze bilden u.a. der seit 2007 gegründete<br />

R<strong>und</strong>e Tisch zu häuslicher Gewalt mit dem Ziel, die soziale Infrastruktur <strong>in</strong> diesem Bereich<br />

kreisweit auszubauen; zudem wurde 2010 e<strong>in</strong> Armutsbericht erarbeitet, <strong>in</strong> dem die Bereiche<br />

Bildung, E<strong>in</strong>kommen <strong>und</strong> Migration als zentral benannt werden. Allgeme<strong>in</strong>e Informationsbroschüren<br />

sowie e<strong>in</strong>e speziell auf die Belange von Senioren ausgerichtete Broschüre liegen im<br />

Landkreis auch <strong>in</strong> türkischer Sprache vor.<br />

Stadt Garch<strong>in</strong>g<br />

Die Stadt Garch<strong>in</strong>g bei München hat r<strong>und</strong> 15.500 E<strong>in</strong>wohner <strong>und</strong> liegt im Norden des Landkreises<br />

ca. 16 Kilometer von der Landeshauptstadt München entfernt. Die Stadt gliedert sich neben<br />

der Kernstadt <strong>in</strong> die Stadtteile Dirnisman<strong>in</strong>g, Hochbrück <strong>und</strong> den Stadtteil Hochschul- <strong>und</strong><br />

Forschungszentrum. Die e<strong>in</strong>st ländlich geprägte Geme<strong>in</strong>de wuchs seit 1965 von r<strong>und</strong> 2.800 Personen<br />

um mehr als das Fünffache auf r<strong>und</strong> 15.500 im Jahr 2008 (Stadt Garch<strong>in</strong>g 2005a: 21;<br />

Stadt Garch<strong>in</strong>g 2008). Bis zum Jahr 2025 wird der Stadt e<strong>in</strong> weiterer Bevölkerungszuwachs von<br />

1,2 Prozent prognostiziert (Bertelsmann Stiftung, Homepage). Der Stadtteil Hochbrück, nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg als Behelfswohnort für Flüchtl<strong>in</strong>ge aus Osteuropa errichtet, verliert dagegen<br />

seit Jahren kont<strong>in</strong>uierlich E<strong>in</strong>wohner. Die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten (77 %)<br />

arbeitet im tertiären Sektor. Mit 18,9 Prozent (Bayern 9,8 %) liegt der Beschäftigtenanteil <strong>in</strong><br />

unternehmensorientierten Dienstleistungsberufen ebenso wie der Anteil Hochqualifizierter am<br />

Wohnort (22,9 %, Bayern: 11,4 %) deutlich über dem Landesdurchschnitt (Bertelsmann Stiftung,<br />

Homepage). Die Beschäftigtenzahl stieg alle<strong>in</strong> zwischen 1984 <strong>und</strong> 2002 um r<strong>und</strong> 50 Prozent<br />

von 7.580 auf 11.730 Beschäftigte (Stadt Garch<strong>in</strong>g 2005b: 51). Von 2004 bis 2009 verzeichnete die<br />

Stadt e<strong>in</strong>en weiteren Anstieg der Arbeitsplätze um 22,6 Prozent (Bertelsmann Stiftung, Homepage).<br />

Der Arbeitslosenanteil von 4,5 Prozent liegt leicht über dem Durchschnitt des Landkreises<br />

(4,1 %) (ebd. 2008).<br />

Migrationsgeschichte: Wie der Landkreis München ist auch die Stadt Garch<strong>in</strong>g von unterschiedlichen<br />

Zuwanderungsgruppen gekennzeichnet. Ab Mitte der 1950er Jahre fand e<strong>in</strong> Zuzug vorrangig<br />

italienischer, türkischer <strong>und</strong> ehemals jugoslawischer Migrantengruppen statt. Aufgr<strong>und</strong><br />

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Profile der Untersuchungskommunen

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