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Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

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Integrationspolitische Ansätze <strong>und</strong> Arbeitsstrukturen: Der Fokus der Integrationsarbeit lag <strong>in</strong><br />

den vergangenen Jahren vorrangig auf der Integration von (Spät-)Aussiedlern sowie der Betreuung<br />

von Asylbewerbern. Räumliche Schwerpunkte s<strong>in</strong>d bis heute die Städte, <strong>in</strong> denen sich <strong>in</strong><br />

der Vergangenheit Übergangswohnheime <strong>und</strong> Asylbewerberheime befanden. Aufgr<strong>und</strong> der Trägerschaft<br />

der Aussiedlerberatungsstellen durch die Wohlfahrtsverbände <strong>und</strong> deren Engagement<br />

<strong>in</strong> der Betreuung von Asylbewerbern besteht seit vielen Jahren e<strong>in</strong> Arbeitskreis Migration aus<br />

Vertretern des Caritasverbandes, des Diakonischen Werkes, der AWO sowie des Obervogtländischen<br />

Vere<strong>in</strong>s für Innere Mission Marienstift, der sich mit der E<strong>in</strong>gliederung der Stadt Plauen<br />

<strong>in</strong> den Landkreis um die dortigen Akteure erweitert hat. Koord<strong>in</strong>iert wird die Integrationsarbeit<br />

durch die Integrationsbeauftragte des Landkreises. In die kont<strong>in</strong>uierlichen Arbeitsberatungen<br />

des Netzwerkes werden sowohl Vertreter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Vertreter der Ausländerbehörde als auch der<br />

Agentur für Arbeit <strong>und</strong> privater Bildungsträger regelmäßig e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en. Schwerpunkte der bisher<br />

realisierten Projekte lagen e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> der Sprachförderung von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

(u.a. durch e<strong>in</strong>e Lesepat<strong>in</strong>) als auch <strong>in</strong> der <strong>in</strong>terkulturellen Sensibilisierung der<br />

Mehr heitsgesellschaft im Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>ternationalen Völkerfests <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er „Interkulturellen<br />

Woche“.<br />

Stadt Plauen<br />

Die Stadt Plauen ist mit r<strong>und</strong> 66.000 E<strong>in</strong>wohnern die größte Stadt des Vogtlandkreises <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong> Oberzentrum im Südwesten von Sachsen. Die ehemals kreisfreie Stadt wurde im August 2008<br />

im Rahmen der Kreisreform <strong>in</strong> den Vogtlandkreis e<strong>in</strong>gegliedert. Plauen, <strong>in</strong> den 1920er Jahren<br />

mit mehr als 120.000 E<strong>in</strong>wohnern noch e<strong>in</strong>e Großstadt, schrumpft bereits seit 1950. Bis 2025<br />

wird e<strong>in</strong> weiterer Bevölkerungsrückgang um 11,9 Prozent prognostiziert (Bertelsmann Stiftung,<br />

Homepage). Aufgr<strong>und</strong> von De<strong>in</strong>dustrialisierungsprozessen <strong>und</strong> Strukturwandel arbeiten heute<br />

nur noch 28,5 Prozent aller Beschäftigten im sek<strong>und</strong>ären Wirtschaftssektor meist <strong>in</strong> mittelständischen<br />

Unternehmen, die Mehrheit der Beschäftigten arbeitet im tertiären Wirtschaftssektor<br />

(Stand 2009: 71,1 %; ebd.). Insgesamt wies die Stadt <strong>in</strong> den vergangenen Jahren e<strong>in</strong>e<br />

negative wirtschaftliche Dynamik auf, alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Jahren von 2003 bis 2007 g<strong>in</strong>g die Zahl der<br />

Arbeitsplätze um 4,3 Prozent zurück (ebd.). Im gleichen Zeitraum ist der Arbeitslosenanteil an<br />

der Gesamtbevölkerung kont<strong>in</strong>uierlich von 22 Prozent (2003) auf 18,5 Prozent (2007) gesunken,<br />

was u. a. auf die anhaltende Abwanderungsdynamik <strong>und</strong> den s<strong>in</strong>kenden Anteil an Personen im<br />

erwerbsfähigen Alter <strong>in</strong> Plauen zurückzuführen ist. Die Arbeitslosenquote der Stadt Plauen lag<br />

2009 durchschnittlich bei 12,1 Prozent (Agentur für Arbeit Plauen, Homepage).<br />

Migrationsgeschichte: Durch die Anwerbeabkommen der damaligen DDR-Regierung mit anderen<br />

sozialistischen Ländern seit den 1960er Jahren erlebte Plauen e<strong>in</strong>en starken Zuzug aus Algerien,<br />

Mosambik <strong>und</strong> Vietnam. Im Zuge der deutschen Wiedervere<strong>in</strong>igung musste die Mehrheit von<br />

ihnen Deutschland verlassen. Lebten 1989 noch ca. 1.500 Vietnamesen <strong>in</strong> der Stadt, war es 2008<br />

nur noch e<strong>in</strong> Zehntel von ihnen. Die vietnamesischen E<strong>in</strong>wohner stellen jedoch bis heute die<br />

größte Gruppe <strong>in</strong>nerhalb der 1.395 Menschen mit e<strong>in</strong>em ausländischen Pass (2,1 % der Bevölkerung,<br />

2009). Anfang der 1990er Jahre kamen im Rahmen der Wohnortzuweisung ca. 3.200 Aussiedler<br />

nach Plauen, die zunächst <strong>in</strong> drei Übergangswohnheimen untergebracht waren. Heute<br />

s<strong>in</strong>d nach Schätzungen der Fachleute aus den Migrationsberatungsstellen vor Ort noch ca. 500<br />

(Spät-)Aussiedler <strong>in</strong> Plauen ansässig. Auch die Asylbewerber (zurzeit leben ca. 120 Asylbewerber<br />

<strong>in</strong> Plauen) verlassen nach Expertenaussagen Plauen bald nach ihrer Anerkennung als Asylberechtigte.<br />

Der Anteil von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>in</strong> Tagese<strong>in</strong>richtungen lag 2009 bei<br />

9,5 Prozent <strong>und</strong> damit deutlich höher als der landkreisweite Durchschnitt von 5,5 Prozent.<br />

Integrationspolitische Ansätze <strong>und</strong> Arbeitsstrukturen: Seit Anfang der 1990er Jahre besteht e<strong>in</strong><br />

enges Netzwerk zentraler Akteure der Integrationsarbeit, das auf Initiative sowohl der Ausländerbeauftragten<br />

der Stadt Plauen als auch der seit Anfang der neunziger Jahre mit der Aussiedlerberatung<br />

beauftragten lokal <strong>und</strong> regional organisierten Wohlfahrtsverbände gegründet wurde.<br />

Seit 2005 hat aufgr<strong>und</strong> der Änderungen im Zuwanderungsgesetz e<strong>in</strong>e Erweiterung der Ziel-<br />

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