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Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

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<strong>in</strong> der lokalen Integrationsdebatte, auch bei Vertretern der Wohnungswirtschaft,<br />

die Stigmatisierung des Quartiers als „Kle<strong>in</strong>-Moskau“ abgelehnt wird, ist diese<br />

Zuschreibung bei Teilen der Genth<strong>in</strong>er Bevölkerung fest verankert. Der mehr-<br />

heitlich schlechte bauliche Zustand der Gebäude, die verwahrlosten Freiflä-<br />

chen sowie die periphere Lage des Gebiets unterstützen diese Wahrnehmung.<br />

Die negative Stigmatisierung des Viertels als schlechte Wohnlage <strong>und</strong> als „Bal-<br />

lungszentrum von Zuwanderern aus den GUS-Staaten“ begann <strong>in</strong> den frühen<br />

1990er Jahren, als das Gebiet – verb<strong>und</strong>en mit e<strong>in</strong>em massiven E<strong>in</strong>wohner-<br />

<strong>und</strong> Funktionsverlust – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e soziale Abstiegsdynamik geriet. In den letzten<br />

10 Jahren wurden ca. 600 der ehemals 1.250 Wohnungen „rückgebaut“, der Abriss<br />

weiterer Wohne<strong>in</strong>heiten ist geplant. Trotzdem dom<strong>in</strong>ieren <strong>in</strong> weiten Teilen des<br />

Wohngebiets weiterh<strong>in</strong> Plattenbauten. Die Segregationstendenzen wurden<br />

zudem durch Verkehrsplanungen forciert, die <strong>in</strong> den 1990er Jahren mit dem Aus-<br />

bau der durch Genth<strong>in</strong> verlaufenden Bahntrasse zur Hochgeschw<strong>in</strong>digkeits-<br />

strecke die Schließung aller Bahnübergänge im Stadtgebiet zur Folge hatten.<br />

Um mit dem Auto nach Genth<strong>in</strong>-Süd zu gelangen, muss heute e<strong>in</strong>e weiträumige<br />

Umgehungstrasse genutzt werden. Für Fußgänger <strong>und</strong> Radfahrer stehen e<strong>in</strong><br />

Unterführungstunnel <strong>in</strong> Bahnhofsnähe sowie e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den 1980er Jahren gebaute<br />

Brücke zur Verfügung.<br />

Auch Garch<strong>in</strong>g-Hochbrück liegt räumlich durch die Autobahn <strong>und</strong> e<strong>in</strong> großes<br />

Gewerbegebiet von der Kernstadt getrennt <strong>und</strong> verfügt über nur wenige wohnortnahe<br />

E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten. Der Stadtteil wurde nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

ursprünglich als Behelfswohnort für Flüchtl<strong>in</strong>ge aus Osteuropa errichtet.<br />

In der Vergangenheit war Hochbrück zudem Wohnort vieler Gastarbeiter, die<br />

mittlerweile <strong>in</strong> diesem Stadtteil, wie auch <strong>in</strong> der Kernstadt, Immobilien erwarben.<br />

So liegt der Anteil der ausländischen Bevölkerung im Stadtteil Hochbrück<br />

bei r<strong>und</strong> 30 Prozent (Gesamtstadt: 21,4 %). Bezieht man die Personen mit doppelter<br />

Staatsbürgerschaft mit e<strong>in</strong>, ergibt sich e<strong>in</strong> Anteil von Personen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

von mehr als 40 Prozent (Stadt Garch<strong>in</strong>g 2009). Der Stadtteil<br />

hat e<strong>in</strong> stark genutztes Vere<strong>in</strong>shaus mit angeschlossenem Restaurant <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>er Moschee. K<strong>in</strong>der gehen vor Ort <strong>in</strong> die katholische Kita <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schule<br />

mit entsprechend hohem Anteil ausländischer K<strong>in</strong>der bzw. von K<strong>in</strong>dern mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> (gesamt: 50 %). Seit Jahren verliert Garch<strong>in</strong>g-Hochbrück<br />

kont<strong>in</strong>uierlich an E<strong>in</strong>wohnern. Zwischen 1998 <strong>und</strong> 2009 sank die E<strong>in</strong>wohnerzahl<br />

<strong>in</strong> diesem Stadtteil um 13 Prozent. Die Stadt betreibt neben e<strong>in</strong>em Haus <strong>in</strong><br />

der Innenstadt auch <strong>in</strong> Hochbrück e<strong>in</strong>e Jugende<strong>in</strong>richtung. Diese dient dabei u.a.<br />

als Beratungsstelle für junge Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten sowie deren Mütter.<br />

Prozesse der räumlichen Mobilität tragen durch ihren selektiven Charakter<br />

maßgeblich zur Segregation bei. Gr<strong>und</strong>sätzlich befördert e<strong>in</strong>e schlechte Wohn-<br />

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