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Integrationspotenziale in kleinen Städten und Landkreisen

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sondern vielmehr die Möglichkeit e<strong>in</strong>er selbstbestimmten Lebensplanung, die<br />

e<strong>in</strong>en sicheren Aufenthaltsstatus voraussetzt (Söhn 2011). Die K<strong>in</strong>der <strong>und</strong><br />

Jugendlichen e<strong>in</strong>iger Herkunftsstaaten leben <strong>in</strong> der Folge mit höherer Wahr-<br />

sche<strong>in</strong>lichkeit <strong>in</strong> Lagen, die für e<strong>in</strong>en Bildungserfolg im deutschen Schulsy-<br />

stem eher ungünstig s<strong>in</strong>d (BLK 2003: 18). So lassen sich zum Teil die häufigen<br />

schulischen Probleme von Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern mit albanischer,<br />

serbisch-montenegr<strong>in</strong>ischer oder libanesischer Staatsangehörigkeit erklären.<br />

Die aktuelle Studie „Migrant Integration Policy Index“ (Netzwerk Migration <strong>in</strong><br />

Europa 2011b: 5ff.) weist zudem darauf h<strong>in</strong>, dass K<strong>in</strong>der von Eltern ohne gesicherten<br />

Aufenthaltstitel (Asylsuchende, Geduldete) nur <strong>in</strong> fünf B<strong>und</strong>esländern<br />

e<strong>in</strong>en Rechtsanspruch auf den Schulbesuch haben. Positiv hervorzuheben ist,<br />

dass die Ausländerbehörde <strong>in</strong> Plauen bereits seit Anfang der 1990er Jahre<br />

so wohl den Kita- als auch den Schulbesuch von K<strong>in</strong>dern ohne gesicherten Auf-<br />

enthaltstitel fördert <strong>und</strong> aktiv begleitet. Diese Praxis gilt es vor allem <strong>in</strong> An-<br />

betracht der langen <strong>und</strong> oftmals mehrjährigen Asylverfahren auszudehnen, um<br />

den Bildungserfolg aller <strong>in</strong> Deutschland lebenden K<strong>in</strong>der im schulfähigen<br />

Alter zu fördern. E<strong>in</strong>e rechtliche Gleichstellung von Schulk<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> allen Bun-<br />

desländern ist dafür e<strong>in</strong>e wesentliche Voraussetzung.<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Eltern <strong>in</strong> den Bildungsprozess<br />

<strong>und</strong> Unterstützung der Eltern bei der Erziehung<br />

Letztendlich ist das elterliche Interesse <strong>und</strong> Engagement für den Bildungser-<br />

folg der K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendlichen von großer Bedeutung. Hier s<strong>in</strong>d für die klei-<br />

nen Städte des ländlichen Raums ähnliche Ansprache- <strong>und</strong> Zugangsprobleme<br />

zu Eltern – <strong>in</strong>sbesondere bei Türkeistämmigen <strong>und</strong> auch häufig bei (Spät-)Aus-<br />

siedlern – wie <strong>in</strong> großstädtischen Kontexten zu beobachten. Für viele türkei-<br />

stämmige Eltern wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bericht über e<strong>in</strong>e aktuell noch unveröffentlichte<br />

Studie auf den Widerspruch zwischen e<strong>in</strong>erseits hohen Erwartungen an den<br />

Bildungserfolg ihrer K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> andererseits e<strong>in</strong>er eher passiven Rolle im Bil-<br />

dungsprozess h<strong>in</strong>gewiesen (Schultz 2010). Aus der Forschung ist ebenfalls be-<br />

kannt, dass <strong>in</strong> den Migrantengruppen, <strong>in</strong> denen sich Eltern- <strong>und</strong> Bildungsver-<br />

e<strong>in</strong>e gebildet haben, der schulische Erfolg der K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>in</strong> der<br />

Regel größer ist. Hier könnte e<strong>in</strong> struktureller Nachteil des ländlichen Raums<br />

liegen. Die Tätigkeit von ethnischen Elternvere<strong>in</strong>en ist <strong>in</strong> der Regel nur dort zu<br />

beobachten, wo entsprechend große „Communities“ vorhanden s<strong>in</strong>d (z.B.<br />

Ravensburg, Neu-Isenburg, Bestwig).<br />

Es bestehen <strong>in</strong> den meisten Regionen e<strong>in</strong>zelne Maßnahmen <strong>und</strong> Projekte,<br />

deren Ziel es ist, Eltern bei der Erziehung ihrer K<strong>in</strong>der zu unterstützen <strong>und</strong> sie<br />

stärker <strong>in</strong> den Bildungsprozess e<strong>in</strong>zubeziehen (z.B. „Rucksack-Projekt“, „Mama<br />

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Empirie <strong>und</strong> Analyse

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