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Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun

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und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet.<br />

Eine Zensur findet nicht statt.”<br />

Sie wissen alle, daß die Rundfunkwirklichkeit eine andere ist. Einem CDU-Wort muß auch<br />

ein SPD-Wort folgen. Mein wirklich freier Rundfunk ist wohl wirklich eine Utopie – der<br />

Rundfunk hat ja auch nicht den Auftrag, ein bundesweiter Hydepark bzw. Biertisch zu sein<br />

–,und ich ziehe ihm, wenn ich nicht träume, die Konstruktion der Anstalten des<br />

öffentlichen Rechts, so wie wir sie haben, vor. Aber diese Anstalten des öffentlichen<br />

Rechts funktionieren nicht mehr so, wie ihre Konstruktion es vorsieht. Beispiele: Der<br />

Verwaltungsrat des Norddeutschen Rundfunks, dem u. a. der für den Polizeieinsatz in<br />

Brokdorf verantwortliche Innenminister angehört, fordert, daß ihm sämtliche im Hörfunk<br />

und Fernsehen des NDR gesendeten Beiträge zum Thema Brokdorf zur Überprüfung<br />

vorgelegt werden, und das geschieht auch. Ein Redakteur fordert beim Verfassungsschutz<br />

über einen <strong>Autor</strong> Informationen an, und er erhält sie auch. Ein Ministerpräsident schreibt<br />

einem Intendanten einen Brief, in dem er ihn zu einer zurückhaltenden Berichterstattung<br />

über Ereignisse auffordert, die noch gar nicht stattgefunden hatten. Der Intendant des<br />

Westdeutschen Rundfunks will die Abteilung Kultur in den Abteilungen Information,<br />

Bildung und Unterhaltung verschwinden lassen. Im Saarländischen Rundfunk müssen<br />

Mitarbeiter das Handtuch werfen, obwohl sie in ihrem Konflikt sogar die Unterstützung<br />

ihres Programmdirektors finden. Und eben hat Regierungssprecher Bölling die ARD und<br />

das ZDF gerügt, weil diese in ihren Nachrichtensendungen von der Pressekonferenz der<br />

Anwälte der Angeklagten von Stammheim berichtet hatten.<br />

Der neugewählte Hörfunkdirektor des heute mitgefeierten Senders, des Südwestfunks,<br />

Alois Rummel, hat kürzlich, so wie ich es heute tun will, eine Rede über die Unterhaltung<br />

im Rundfunk gehalten. Er sagt darin u. a., daß der Hörer (er sagt nicht die Hörer, er sagt<br />

der Hörer, es gibt nur einen, oder alle sind sich gleich) tagsüber schon genug Ärger habe<br />

und abends nicht noch mit neuen Problemen belästigt werden sollte. Statt dessen soll “der<br />

Hörer” besser unterhalten werden. Ich zitiere aus Herrn Rummels Rede: “Es kann nicht<br />

vorrangig Zielsetzung von Redaktionen sein”, sagt er da, “den Hörer durch Kritik, Skepsis<br />

und Ironie ständig darauf aufmerksam zu machen, was er wollen soll und was ihm durch<br />

Nichtaufklärung alles vorenthalten wird.” Und: “Es gibt zu wenig Schmunzelsendungen, zu<br />

wenig herzerfreuenden Witz, zu wenig Lebensweisheit aus dem Lebenselement des<br />

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