Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun
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hat agiert. Aber das Publikum: ist es nicht nur mehr Fiktion? Wer hört uns? Warum und<br />
wie hört er? Bei allem scheint die Negation leichter beweisbar. Das einzige Argument für<br />
die Lebensberechtigung des Hörspiels heute ist, daß man es produziert. Ein tristes<br />
Argument. Wir bekennen.<br />
Ich setze aber den Fall, man hört uns. Die Überlegung ist nicht unsinnig. Wir finden<br />
Indizien, unwiderlegbare, ein paar, immerhin. Anrufe, Briefe, Besprechungen. Dürfen wir<br />
nach der Größe des Publikums fragen? Wir kennen das Schicksal von Büchern. Geringe<br />
Auflagenhöhen waren noch nie ein Beweismittel gegen gedruckte Literatur. Das Schicksal<br />
von Büchern war noch nie ein Beweismittel für das Hörspiel. Rundfunk sei ein Medium für<br />
viele. Hörspiel sei die einzig genuine Kunstform des Mediums Rundfunk. Esoterische<br />
Ausweichgebärden bemänteln diesen Widerspruch wenig. Die Zahl der jährlich<br />
gesendeten Spiele, eher beklemmend als imponierend, ist kein Beweismittel, daß das<br />
Medium Rundfunk seinen Pluralen Zweck solcherart erfülle. Sie ist allenfalls Grund für<br />
den geringen Spielraum jeder einzelnen Arbeit.<br />
So ist es aber. Es ist so nicht zu ändern. Es läßt sich leben und arbeiten mit diesem<br />
Widerspruch: selbst ohne daß man ihn weiß. Eine Menge schon, wenn man ihn weiß. Die<br />
Absicht, viele zu erreichen, macht noch nicht die Tatsache. Der Verzicht darauf stellt mit<br />
der Beziehung das Beziehende in Frage und ist blanke Verneinung.<br />
Wen wollen wir erreichen und in welcher Absicht? Die Frage versteht sich nicht nach<br />
einem idealen Publikum, sondern nach dem tatsächlichen. Da ist schon das “wir”<br />
mißverständlich. Es ist meine Frage. An diesem Ort und zu diesem Anlaß.<br />
Vielleicht sollte ich einfach erzählen, wie “Zwielicht” entstanden ist.<br />
Das Spiel hat ein Vorbild in der geschehenen Wirklichkeit. Die Grundsituation war ähnlich,<br />
der Ausgang war verschieden: es begab sich vor einem Strafgericht; nur dadurch wurde<br />
der Vorfall bekannt und auch mir bekannt. Ein extremes Geschehen. Es sagt überhaupt<br />
nichts aus etwa über das Land, darin es zufällig spielt. Abstrusitäten sind selten ein gutes<br />
Thema für die Kunst. War dieser Vorfall abstrus? Was brachte einen Menschen dazu,<br />
über zwanzig Jahre zu glauben, Hitler beherrsche Europa? Nur die Isolation? Die<br />
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