Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun
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paar hundert Millionen verdienen; es sollte in ihrem wohlverstandenen Interesse liegen,<br />
etwas dafür zu tun, daß das, was gesendet wird, interessant bleibt.<br />
Dieses Versuchs-Studio hätte mehrere Aufgaben zu erfüllen: Es sollte Modell-<br />
Produktionen herstellen, unter großzügigen Bedingungen. Es sollte neue Sprecher finden,<br />
und gleichzeitig großen Schauspielern durch seine Produktion das Hörspiel wieder wichtig<br />
machen; es sollte mancherlei ausprobieren, wofür sonst keine Zeit ist. (Man verwendet<br />
zum Beispiel im Hörspiel oft authentische Geräusche, aber kaum authentische Stimmen.<br />
Könnte man nicht einen Straßenbahnschaffner von einem Straßenbahnschaffner<br />
sprechen lassen?) Vielem müßte man mit Geduld und Konsequenz nachgehen, was in<br />
Ansätzen schon versucht und wieder aufgegeben worden ist. Auch klassische Werke<br />
sollte man sich noch einmal unter anderen Bedingungen wieder vornehmen. Denn auf<br />
keinen Fall sollte dabei das Hörspiel in diesem Studio zur Weltanschauung werden, mit<br />
Propheten und Aposteln: Undogmatisch, das ganze Unternehmen, unbürokratisch, keine<br />
Fabrik für Kühlschränke.<br />
Vor allem wäre da aber endlich die Möglichkeit, den <strong>Autor</strong> an der Produktion zu beteiligen.<br />
Bei den üblichen Produktionen stört er; die Zeit reicht nicht aus, ihn nützlich zu<br />
verwenden. Für ihn wäre es jedoch gut, beteiligt zu sein. Ein Roman-<strong>Autor</strong> hat den Vorteil,<br />
daß ihm niemand in sein Werk hineinpfuschen kann, dafür entbehrt er den Kontakt mit<br />
dem Publikum; ein Bühnenautor muß sich Einmischung gefallen lassen, aber er verliert<br />
nicht die Verbindung mit seiner Arbeit.<br />
Der Hörspielautor kennt nur die Nachteile beider Professionen: Keine Integrität und kein<br />
Echo des Publikums – man sollte ihm wenigstens Kontakt mit dem Team verschaffen, das<br />
an seinem Werk arbeitet. Und da er schließlich die genaueste Vorstellung hat, wie es<br />
klingen müßte, sollte man versuchen, ihn Regie führen zu lassen; in den idealen Studios<br />
wäre die Mannschaft darauf eingestellt, ihm dabei zu helfen.<br />
Das alles müßte geschehen, wenn das Hörspiel nicht in öder Routine versacken soll.<br />
Wenn es nicht für die <strong>Autor</strong>en uninteressant werden soll und ebenso uninteressant und<br />
unergiebig für den Hörer. Unendliche Möglichkeiten an Schönheit und Bedeutung liegen<br />
im Hörspiel: Eine Art Klarheit und Durchsichtigkeit könnte erreicht werden, der Musik<br />
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