Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun
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Ob das, was wir aufzeichnen durften, im Sinne historischer Forschung verwertbar und<br />
verifizierbar sei, war uns dabei weniger bedeutsam, als dass wir – und damit die<br />
Rundfunkhörer – Zeugen werden durften, wie sich hier Menschen einem Prozess des<br />
Erinnerns und der Selbstreflexion aussetzten, in dem sie sich unüberhörbar um ein<br />
Äußerstes an Wahrhaftigkeit bemühten.<br />
”Nichts ist wahrer als das, was man nicht vergessen kann” hat der Dirigent Sergiu<br />
Celebidache gemeint. In diesem Sinn hat die Erinnerung – die ja nichts Starres sondern<br />
etwas Bewegt-Lebendiges ist – eine andere Dimension der Wahrhaftigkeit als die<br />
unverrückbare Gewißheit historischer Dokumente.<br />
Irgendwann wird Erinnerung zur Geschichte und Geschichte zur Archäologie. Dann gräbt<br />
man nach stummen Zeugnissen: Steinen, Scherben, Knochen. Vergangenes Leben wird<br />
aus Gräberfeldern rekonstruiert. Während unserer Arbeit malten wir uns aus, wie es wohl<br />
wäre über ein Gräberfeld des zwanzigsten Jahrhunderts zu gehen: einige Grabsteine,<br />
Gedenktafeln mit Namen und Daten, alles wäre bereits vom Gras überwachsen. Und<br />
dann – plötzlich – würde man gewahr, dass unter dem Gras leise Stimmen zu hören sind.<br />
Stimmen von Toten. Und jeder erzählte seine Geschichte. Diese Vorstellung gab unserer<br />
Arbeit den Titel: “Unter dem Gras darüber.”<br />
Manche unserer Interviewpartner sind seit dem Beginn unserer Arbeit verstorben. Wir<br />
haben ihre Stimmen, ihre Lebensgeschichten archiviert. Für uns sind diese Erzählungen<br />
wie ein Erbstück, das man uns überantwortet hat. Wir verspüren beim Anhören dieser<br />
Mitteilungen, die manchmal wie Vermächtnisse klingen, eine emotionale Nähe zu diesen<br />
Menschen. Wir hoffen, dass es uns gelungen ist, auch unseren Hörern diese emotionale<br />
Nähe zu vermitteln. Geschichte ist erst dann vergangen, wenn sie uns nicht mehr berührt.<br />
Jürgen Geers:<br />
Wir danken also – vor allen anderen – unseren Interviewpartnern sehr sehr herzlich. Wir<br />
danken Uwe Kammann stellvertretend für all die, die uns diesen Preis zuerkannt haben.<br />
Wir danken Werner Klein, der uns als Programmbereichsleiter bei unserer Arbeit in einer<br />
selten gewordenen fairen Weise unterstützt hat, wir danken Angelika Bierbaum,<br />
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