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Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun

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Aufnahmebereitschaft vieler Länder war nicht so herzlich, wie sie es erhofft und auch<br />

erwartet hatten, und der Staat Israel war noch nicht gegründet. Es gab sogar<br />

Überlegungen der amerikanischen Militärregierung, in Bayern einen eigenen Judenstaat<br />

einzurichten, um das Problem der heimatlosen Juden zu lösen. Dazu kam es bekanntlich<br />

nicht, dafür etablierte sich in Deutschland in diesem „Wartesaal“ der Auswanderung hinter<br />

Stacheldraht neues jüdisches Leben mit vielseitigen kulturellen Aktivitäten. Von hier aus<br />

wurde die Bildung eines eigenen jüdischen Staates unterstützt und vorbereitet, indem z.B.<br />

Kämpfer für den israelischen Unabhängigkeitskrieg ausbildet und die illegale Einreise<br />

nach Palästina organisiert wurde. Am 27. Januar 1946 fand dann sogar der 1. Kongreß<br />

der befreiten Juden unter Teilnahme von David Ben-Gurion im Münchner Rathaus statt.<br />

Ein Spaziergang durch die Siedlung mit dem pensionierten Grundschullehrer Rudolf<br />

Baumgartl brachte mich in Berührung mit den unterschiedlichsten Äußerungen von<br />

heutigen Bewohnern, deren Geschichten und Einschätzungen. Baumgartl hatte dort als<br />

Vertriebener 1956 die erste offizielle Volksschule aufgebaut und erzählte von der Zeit, als<br />

das Lager geteilt war: im Westen wohnten noch die jüdischen DPs in den seit der Nazizeit<br />

unveränderten Häusern mit Tarnanstrich, im Osten wurden aber bereits von den<br />

neuangekommenen Siedlern Häuser renoviert und Gärten angelegt. In einer Straße<br />

wurden die Laubhütten für das Laubhüttenfest Sukkot eingerichtet, eine Straße weiter<br />

Erntedankfest gefeiert.<br />

Als ich dann kurz darauf die Gelegenheit hatte, an einer Führung der israelitischen<br />

Kultusgemeinde München durch die Siedlung teilzunehmen, habe ich von Ellen Presser,<br />

Abraham Ben und Leibl Rosenberg zum Teil ganz andere Geschichten und<br />

Einschätzungen gehört. Das hat mich interessiert und neugierig gemacht. Mit einem<br />

Konzeptpapier und vielen Fragen habe ich mich dann auf die Suche gemacht nach<br />

Personen, die mir diese Fragen beantworten könnten.<br />

Mein Dank geht hier<br />

an Rachel und Benno Salamander, Abrascha Arluk, Arno Lustiger und ganz besonders an<br />

Josef Pultuskier, die durch ihre Gespräche mit mir den zentralen Grundstein für den Text<br />

von „Föhrenwald“ gelegt haben und an die Archivarin Marianne Balder, deren Recherchen<br />

eine wichtige Grundlage bildeten.<br />

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