06.12.2012 Aufrufe

Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun

Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun

Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

http://www.mediaculture-online.de<br />

entwickeln, wie wir es tun, ist hierzulande sehr selten. Ich kenne viele Toningenieure, die<br />

sich wenigstens eine gründlichere Vorbereitungszeit mit <strong>Autor</strong>en und Realisatoren<br />

wünschen. Im Planungsschema und im Etat großer Sendeanstalten ist dafür aber kaum<br />

Platz. Ich meine, es wäre lohnenswert, solche Verbindungen anzuregen und zu<br />

unterstützen. Man kommt dadurch vielleicht nicht schneller zu Ergebnissen; aber die<br />

Ergebnisse werden auf jeden Fall besser sein.<br />

Mir als <strong>Autor</strong>in, als Textautorin, gab die intensive Beschäftigung mit den technischen<br />

Bedingungen und akustischen Möglichkeiten ungeheure Anregungen. Ich habe<br />

angefangen, räumlicher zu denken und zu schreiben. Ich habe angefangen, sprachliche<br />

Strukturen zu entwickeln, auf die ich allein zu Hause an meinem Schreibtisch nie<br />

gekommen wäre.<br />

Peter Avar und ich arbeiten seit dreieinhalb Jahren zusammen. Wir spürten schnell, daß<br />

für uns die Grenzen zwischen den herkömmlichen Zuständigkeiten verschwanden. Ein<br />

entscheidender Berührungspunkt kam noch dazu. Ich beschäftige mich viel mit Musik und<br />

mit der Verbindung von Wort und Musik. Peter Avar ist nicht nur Toningenieur, sondern<br />

auch Tonmeister, das heißt, er hat eine theoretische und praktische Musikausbildung.<br />

Und so begannen wir, gemeinsam zu experimentieren.<br />

Die Arbeit an dem Hörspiel “Die graue staubige Straße” war ein Experiment, ein Wagnis;<br />

wohin es uns führen würde, wußten wir anfangs nicht. Ich möchte davon erzählen, weil ich<br />

glaube, daß Entgegnungen auf das Schlagwort von der “Krise des Hörspiels” nicht in<br />

anderen Schlagworten oder in Theorien zu finden sind, sondern nur im einzelnen Suchen<br />

und Versuchen.<br />

Unser Experiment begann schon mit der Idee. Schostakowitschs 10. Symphonie ist –<br />

scheinbar – absolute Musik, Musik ohne einen klar erkennbaren programmatischen Inhalt.<br />

Sie ist vieldeutig. Wir haben der Musik eine Geschichte gegeben. Ob das Wort die<br />

Vieldeutigkeit der Musik einschränkt oder ob es helfen kann, sie zu verstehen, darüber<br />

läßt sich streiten. Nicht jede Partitur darf man auf diese Weise zum Sprechen bringen.<br />

Hier aber fanden wir zwei Argumente, ein formales und ein inhaltliches.<br />

217

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!