Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun
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entwickeln, wie wir es tun, ist hierzulande sehr selten. Ich kenne viele Toningenieure, die<br />
sich wenigstens eine gründlichere Vorbereitungszeit mit <strong>Autor</strong>en und Realisatoren<br />
wünschen. Im Planungsschema und im Etat großer Sendeanstalten ist dafür aber kaum<br />
Platz. Ich meine, es wäre lohnenswert, solche Verbindungen anzuregen und zu<br />
unterstützen. Man kommt dadurch vielleicht nicht schneller zu Ergebnissen; aber die<br />
Ergebnisse werden auf jeden Fall besser sein.<br />
Mir als <strong>Autor</strong>in, als Textautorin, gab die intensive Beschäftigung mit den technischen<br />
Bedingungen und akustischen Möglichkeiten ungeheure Anregungen. Ich habe<br />
angefangen, räumlicher zu denken und zu schreiben. Ich habe angefangen, sprachliche<br />
Strukturen zu entwickeln, auf die ich allein zu Hause an meinem Schreibtisch nie<br />
gekommen wäre.<br />
Peter Avar und ich arbeiten seit dreieinhalb Jahren zusammen. Wir spürten schnell, daß<br />
für uns die Grenzen zwischen den herkömmlichen Zuständigkeiten verschwanden. Ein<br />
entscheidender Berührungspunkt kam noch dazu. Ich beschäftige mich viel mit Musik und<br />
mit der Verbindung von Wort und Musik. Peter Avar ist nicht nur Toningenieur, sondern<br />
auch Tonmeister, das heißt, er hat eine theoretische und praktische Musikausbildung.<br />
Und so begannen wir, gemeinsam zu experimentieren.<br />
Die Arbeit an dem Hörspiel “Die graue staubige Straße” war ein Experiment, ein Wagnis;<br />
wohin es uns führen würde, wußten wir anfangs nicht. Ich möchte davon erzählen, weil ich<br />
glaube, daß Entgegnungen auf das Schlagwort von der “Krise des Hörspiels” nicht in<br />
anderen Schlagworten oder in Theorien zu finden sind, sondern nur im einzelnen Suchen<br />
und Versuchen.<br />
Unser Experiment begann schon mit der Idee. Schostakowitschs 10. Symphonie ist –<br />
scheinbar – absolute Musik, Musik ohne einen klar erkennbaren programmatischen Inhalt.<br />
Sie ist vieldeutig. Wir haben der Musik eine Geschichte gegeben. Ob das Wort die<br />
Vieldeutigkeit der Musik einschränkt oder ob es helfen kann, sie zu verstehen, darüber<br />
läßt sich streiten. Nicht jede Partitur darf man auf diese Weise zum Sprechen bringen.<br />
Hier aber fanden wir zwei Argumente, ein formales und ein inhaltliches.<br />
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