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Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun

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recht eigentlich nichts mehr an. Und die Funktionen, die es in jenen früheren Epochen<br />

innehatte, wären rechtslos übernommen von den tauglicheren, zweckmäßigeren<br />

Instrumenten; von jenen Ausdrucksmitteln der darstellenden Kunst also, die besser fähig<br />

sind, dem Innersten der Zeit einen der Zeit gemäßen Ausdruck zu geben: von Film und<br />

Radio.<br />

Nun, meine Damen und Herren, ich hoffe, Sie nicht allzusehr erschreckt zu haben.<br />

Natürlich ist das alles ein Traum; der Albtraum eines verschreckten Bühnenschriftstellers<br />

(in sehr groben, notwendigerweise hier kraß vereinfachenden Linien gemalt). Ein<br />

Albtraum, in Fragen gekleidet, für die der Vortragende keine Antworten weiß und, so sehr<br />

er sich auch bemüht hat, von niemandem eine brauchbare Antwort erhalten hat (nicht<br />

einmal von Herrn Friedrich Luft). Trotzdem, wie Sie wissen, schreibe ich Theaterstücke;<br />

und also kann es so schlimm, selbst in meinen Augen, nicht sein. Immerhin ist eines<br />

gewiß: diese Lawine unbeantworteter Fragen macht das Arbeiten schwer...<br />

Ich habe eben die Worte Film und Radio im Munde geführt. Nun, mir scheint, es sei an<br />

der Zeit, um abschließend und halbwegs mit Anstand wieder zu unserem eigentlichen<br />

Thema zurückzukehren. Es ist so schön, so befreiend, fürs Hörspiel zu schreiben, weil<br />

das eine so herrlich neue, eine so wundervoll junge Kunstform ist. So völlig unbelastet von<br />

all den schwierigen Problemen, die das Theater heutigentags aufwirft, von seinen<br />

Traditionen und Konventionen, seinen Gesellschaftsverpflichtungen und Theorien und von<br />

seinem Ausgeschöpftsein. Das Hörspiel hat eine so enorme Breite der Möglichkeiten. Es<br />

gibt das dramatische, das lyrische, das erzählende, das reportierende, das<br />

kabarettistische, phantastische, musikalische Hörspiel; es gibt jede nur erdenkliche Art<br />

von Hörspiel, und jede seiner Formen ist unbestritten legitim. Gewiß stößt man auch hier<br />

auf handwerkliche und allgemein künstlerische Schwierigkeiten genug (gibt es doch<br />

letztlich keine Kunst, die unschwierig wäre). Aber... Es war Günter Eich, der vor drei<br />

Jahren an dieser Stelle einen Satz gesprochen hat, den ich hier wiederholen möchte: “Ich<br />

bin froh, daß es für das Hörspiel noch keine Hamburgische Dramaturgie gibt, und ich fühle<br />

mich in diesem anarchischen Zustand, der Experimente weder fordert noch verbietet, sehr<br />

wohl.”<br />

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