Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun
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Apparat. Das hat einige – vor allem die von der Literatur herkommenden –<br />
http://www.mediaculture-online.de<br />
Hörspielmacher der Vergangenheit verunsichert: Vor gut 42 Jahren sprach Günter Eich an<br />
dieser Stelle (als er 1953 den Kriegsblindenpreis überreicht bekam) davon, daß (Zitat)<br />
“<strong>Autor</strong>en, die für den Rundfunk arbeiten, unter den Gesetzen einer Apparatur stehen, die<br />
wir immer mit wachsamem Mißtrauen beobachten sollten”. So verschüchtert kann nur ein<br />
Schriftsteller von einem Medium sprechen.<br />
Er sagte dies zu einer Zeit, an die Festredner bei Hörspielpreisen ansonsten gerne<br />
melancholisch erinnern: Als Radio und der Hörspieltermin der Ort und die Zeit war, als<br />
sich Familien und Freunde um das Radio versammelten, um dem Hörspiel so ergriffen zu<br />
lauschen, wie heute nur noch der großen Samstag-Abend-Show im Fernsehen gelauscht<br />
wird. Diese Zeiten sind vorbei.<br />
Aber es gibt das Radio. Und vielleicht braucht es zu seiner künstlerischen Belebung heute<br />
weniger Schriftsteller als vielmehr Medientechniker. Als solche bezeichnet zu werden,<br />
wäre für FM Einheit und mich eine Ehre: Denn das Radio funktioniert. Aber wie? Noch<br />
einmal gefragt: Was ist das Radio?<br />
Es hat in den über halbhundert Jahren seines Bestehens vor allem zwei Kulturformen<br />
entwickelt, für die es wie geschaffen scheint: Damit meine ich zunächst einmal nicht das<br />
Hörspiel, nein, ich spreche eher von der Fußball-Live-Reportage oder der<br />
Nachrichtenshow und vor allem von der Hitparade, den zweifellos erfolgreichsten<br />
Sendeformen. Diesen Umstand gilt es als jemand, der für dieses Medium arbeiten will und<br />
es nicht als Wurmfortsatz oder Sponsor einer schriftstellerischen oder kompositorischen<br />
Arbeit begreifen will, sorgfältig zu bedenken. Denn die Live-Reportage und die<br />
Nachrichtensendung bringen die Schnelligkeit des Mediums auf den Punkt; sie sind die<br />
Texte, die im Radio funktionieren. Und die Hitparade ist der Spiegel des legitimen<br />
Hörbedürfnisses. Musik, die im Radio funktioniert und mitreißt, dauert höchstens 3<br />
Minuten 30.<br />
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