Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun
Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun
Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
http://www.mediaculture-online.de<br />
ausgenützt werden müsse, von denen, die den Apparat beherrschen: Intendanten,<br />
Direktoren, Aufsichtsgremien, Funktionären und so weiter. Ist das so? Kann ich etwa<br />
dieses Gremium Hörfunk nur so sehen, daß ich es als diesen Apparat sehe? Müßte die<br />
Kritik, die Brock ausgesprochen hat, dieses Medium verändern? Kann ich mir vorstellen,<br />
daß der Unterschied zwischen dem, der sendet und dem, der hört, aufgehoben wird? Was<br />
würde es bedeuten, wenn der Unterschied aufhebbar wäre? Müßte ich nicht, wenn ich so<br />
denke, einen Bezug finden auf den Sender, auf den die Hörer in gleicher Relation<br />
gerichtet sein könnten? Was könnte das sein?<br />
Ich könnte diese Fragen auch so zusammenfassen, daß ich sage: Wenn es ein neues<br />
Hörspiel gibt, wer ist für dieses Hörspiel verantwortlich? Wer hat es erlaubt? Oder: Wer<br />
könnte es verbieten?<br />
Von Erlaubnis sprechen, heißt voraussetzen, daß etwas verboten werden kann. Wer<br />
erlaubt oder verbietet, was gesendet werden kann? Wer befindet über die<br />
Hörspielprogramme der verschiedenen Sender? Es gibt Fälle, in denen ein einzelner, ein<br />
Intendant oder ein Programmdirektor oder ein Gremium eine Sendung absetzt. Aber das<br />
gilt nicht für das Prinzip. Wer hat im Funk, wer hat für die Hörspielprogramme die Macht,<br />
dieses oder jenes Hörspiel ins Programm einzusetzen? Wer bestimmt es? Ist der<br />
Redakteur, der Dramaturg, der Programm plant, weisungsgebunden, wie die Kritiker<br />
sagen? Sind Redakteure nichts als Funktionäre einer Kulturindustrie, die nach<br />
allgemeinen Richtlinien arbeitet, in denen Herrschaftssicherung und Profit obenan steht?<br />
Im Prinzip hat weder ein einzelner noch ein Gremium unmittelbar Macht. Im Prinzip<br />
bestimmt vielmehr etwas, in dem der einzelne wie die Gremien auch nur Teil sind. Weder<br />
der Angestelltenhierarchie nach noch nach dem Gesetz wird ein Apparat wie der<br />
Rundfunk absolut beherrscht. Selbst da, wo staatliche oder parteipolitische Kontrolle bis in<br />
die Details geht, kann nicht festgestellt werden, wer die Kontrolle ausführt. Bestimmend ist<br />
vielmehr die Weitergabe und Vermittlung von Weisungsbefugnissen. Dabei gilt als Regel,<br />
daß dort, wo die Befugnisse am unmittelbarsten sind, der Abstand zur Programmpraxis<br />
am weitesten ist und umgekehrt dort, wo das Programm gemacht wird, die Befugnisse am<br />
meisten vermittelt sind. Befugnis wird delegiert und weiterdelegiert. Am Ende stehen in<br />
der Regel Spezialisten, die für die verschiedenen Sparten eingesetzt werden. Diese<br />
Spezialisten aber sind mehr sachbezogen und handeln mehr sachbezogen als sie<br />
77