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Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun

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nie gehörten und unhörbaren, können wir gleichsam immer nur übersetzen, recht und<br />

schlecht und jedenfalls nie vollkommen, auch wo uns die Übersetzung gelungen<br />

erscheint. Daß wir die Aufgabe haben, zu übersetzen, das ist das eigentlich<br />

Entscheidende des Schreibens, es ist zugleich das, was uns das Schreiben erschwert und<br />

vielleicht bisweilen unmöglich macht.<br />

Das Hörspiel unter theologischen Aspekten – ist das nicht ein Mißverhältnis, das nie<br />

auszugleichen ist? Ich bin, da ich das Hörspiel nicht geringer achte als jede andere<br />

Kunstform, nicht der Ansicht. Zudem stehen wir <strong>Autor</strong>en, die wir für den Rundfunk<br />

arbeiten, unter den Gesetzen einer Apparatur, die wir immer mit wachsamem Mißtrauen<br />

beobachten sollen, auch wo wir uns ihrer bedienen. Wir sind gefährdeter als die Lyriker.<br />

Da, wo wir nicht aufmerksam sind, dienen wir der Mechanisierung der Welt, da, wo wir<br />

lieben – ich glaube, so darf man es auch sagen – da helfen wir mit, jene Kräfte zu stärken,<br />

die einmal das große KZ und den großen Friedhof Welt unmöglich machen werden.<br />

HEINZ OSKAR WUTTIG<br />

27. April 1954<br />

Es sind Jetzt so viele schöne, anerkennende und lobende Worte über mich und meine<br />

Arbeit gesprochen worden, daß ich ganz gerührt bin. Dabei bin ich doch eigentlich ein<br />

ziemlich hartgesottener Bursche – ich komme ja aus Berlin – und ein im Grunde recht<br />

unfeierlicher Mensch. Aber lassen Sie mich gestehen, daß ich jetzt doch sehr glücklich<br />

bin, und ich bedanke mich von ganzem Herzen für die große Ehrung, die mir durch diese<br />

Feierstunde und durch die Verleihung des “Hörspielpreises der Kriegsblinden” zuteil<br />

wurde. Denn diese Auszeichnung wiegt für mich weit mehr als die Anerkennung<br />

irgendeines exklusiven literaturkritischen Gremiums. Für mich ist sie ja Echo und<br />

Bestätigung gerade aus dem Kreis, an den sich meine Arbeit richtet, aus dem Kreis der<br />

Hörer. Und wiederum gerade von den Hörern, die durch den tragischen Verlust des<br />

Gesichtssinns zu einer besonders intensiven und gesteigerten Erlebnisfähigkeit allein<br />

durch das Hören befähigt sind.<br />

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