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Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun

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einem Hörspiel, in unserer Welt etwas bewirken könnte, liegt mir fern, wenn man<br />

manchmal auch so tut, als ob.<br />

Sonst habe ich, was das Hörspiel betrifft, eigentlich keine Vorurteile. Da ich keine<br />

besondere Richtung vertrete und keinen neuen Typus kreieren will, bin ich frei, mich<br />

umzutun, dies und das zu probieren. Das heißt, ich hänge ganz von meinen einzelnen<br />

Einfällen ab. So entsteht Vielerlei. Ich versuche, die Schweißspuren daran wegzuwischen,<br />

ihm einen Anschein von Leichtigkeit zu geben, meinen Ernst und die profondeurs der<br />

Sache, die auf eine undeutliche Art meist unser aller Sache ist, gut zu verstecken an<br />

einem hierzulande ungewöhnlichen Ort: an der Oberfläche. Auch sehe ich davon ab,<br />

Theorien beizumischen, die Sache soll für sich selber sprechen.<br />

Dies bringt mich auf den Preis zurück, über den ich mich besonders freue, weil unter den<br />

recht verschiedenartigen Arbeiten, die ich bisher vorgelegt habe, eine so leichte und<br />

lockere, einfache und freundliche ausgewählt worden ist. Also keine neue Technik, keine<br />

neue Tendenz, keine neue Kunsttheorie oder gute Absicht, sondern eher eine individuelle<br />

und eigenartige Leistung, die zwar in sich abgerundet, aber eben viel zu zart ist, um so<br />

etwas Mächtiges wie eine neue Strömung nach sich ziehen zu können. Ich fühle mich<br />

dabei in meiner Eigenart bestätigt, denn auch ich freue mich über jede gelungene Arbeit<br />

und nicht über den Gedanken, daß sie etwas begründet oder “möglich macht”. Obwohl es<br />

natürlich viel interessanter ist, wenn man, und sei es auch bloß auf dem Gebiet des<br />

Hörspiels, von etwas Neuem und Künftigem reden kann, der Weltgeist raunt da immer<br />

gleich mit. Und wer möchte nicht endlich aus dem Alten heraus und hinein in das Künftige,<br />

das Neue? Ich gebe gern zu, daß es mir schwer fällt, so zu denken, dafür bedeutet mir<br />

manches Alte zu viel. Daß man vieles nicht mehr machen kann, weil es ausgeleiert und<br />

abgegriffen ist, weiß ich natürlich auch. Meine Innovationen sind unauffälliger, diskreter.<br />

Folgt der angenehmere und notwendigere Teil meiner Rede, nämlich der, wo gedankt<br />

wird. Als erstem natürlich meinem großen Kollegen Robert Walser, ohne den, wie es<br />

immer so schön heißt, dieses Hörspiel nicht möglich gewesen wäre. Denn erstens ist es ja<br />

sein Lebensstoff, den ich hier auf freie, vielleicht freche Art benutzt habe, um einer<br />

Generation, die er schon nicht mehr kennt, etwas über ihn, seine Zeit, das Schicksal eines<br />

Dichters in dieser Zeit zu sagen. Das regt vielleicht einige zum Nachdenken an über das<br />

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