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Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun

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Unsere Lebensschau ist durchaus nicht oberflächlich, wie man beim ersten Hinhören<br />

sagen könnte. Sie weiß aus der Erfahrung uralter Tradition um die Vergänglichkeit, sie ist<br />

nicht allein Resignation, sie urteilt nur nicht, denn jedes Urteil ist doch abschließend.<br />

Wenn man mich fragte, ob ich den Leser oder das Publikum lieber zum Lachen bringe<br />

oder gerührt und erschüttert entlasse, wäre meine Antwort: zum Lachen bringen. Nicht als<br />

Spaßmacher und Possenreißer, Lachen nicht ohne Bedingung, Lachen mit dem<br />

tiefernsten Hintergrund zeitnaher Problematik. Gegen Lächerlichkeit gibt es für den<br />

Betroffenen nur das Mittel mitzulachen. Über sich selbst kann aber nur lachen, wer sich<br />

selbst kennt, und Selbsterkenntnis hat nicht zuletzt eine moralische Konsequenz.<br />

Das Nebeneinander von Tragik und Humor in der Dichtung paßt gut zu österreichischer<br />

Lebensart, ist aber bei Gott nicht allein spezifisch österreichisch, wir sind nur bereit für<br />

beide Kategorien. Bei uns heißt es nicht: Grillparzer oder Nestroy, sondern Grillparzer und<br />

Nestroy.<br />

Der Aussageform meines Hörspieles gibt unsere Zeit die Berechtigung. Wir sind arm<br />

geworden an Leitbildern, Bekenntnis und Verantwortung im persönlichen Bereich haben<br />

Seltenheitswert, unsere Welt ist aus ihrer Ordnung geworfen, wir leben in einem<br />

Interregnum. Wer die Ordnungslosigkeit lächerlich macht, schafft Ordnung oder bereitet<br />

auf eine neue Ordnung vor. Diese Schocktherapie ist vielleicht bitter, aber notwendig, weil<br />

überall im Lande Menschen auf Maulwurfshügeln stehen. Ihre bevorzugte<br />

Abwehrmethode gegen jede Wahrheit ist, sie nachzuplappern und dann zu ignorieren.<br />

Von ihrer Maulwurfshügelperspektive besehen, finden sie die Welt beinahe in Ordnung.<br />

Uns aber, den Schriftstellern und Dichtern, bleibt die Freiheit und die Verpflichtung, die<br />

Menschen auf ihren Maulwurfshügeln zu sehen und zu beschreiben; es gibt da Beamte,<br />

Techniker, Wissenschaftler und Künstler und auch Politiker, vielleicht vor allem Politiker,<br />

Männer also, die das Geistesleben unserer Zeit mitbestimmen, und dazu Menschen aus<br />

allen soziologischen Bezirken.<br />

Mein Hörspiel sollte an einem provozierenden Beispiel dies alles zeigen: die<br />

Vergänglichkeit, das Nebeneinander von Leben und Tod, die törichte Borniertheit bis zur<br />

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