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Autor: Tilmann P - Schorsch Kamerun

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Von der Oper lernen<br />

http://www.mediaculture-online.de<br />

Die Oper ist eine Gattung, die zwar existiert, aber doch nur als ihr eigener Anachronismus:<br />

Sie erzählt große Geschichten, aber eben nicht auf der Höhe der Zeit, unserer Zeit. Ein<br />

Publikum finden nur jahrhundertalte Werke in unzeitgemäßer Ausstattung.<br />

Zeitgenössische Opern gibt es, aber sie fristen im öffentlichen Bewußtsein ein Dasein,<br />

das dem des Hörspiels gleichkommt. Die Oper ist ein Museum voll schöner Leichen. Sie<br />

hat nichts mit der Kultur zu tun, die wir der Nachwelt als Ausdruck unserer Zeit überliefern<br />

könnten. Dabei wäre von den überall aus dem Boden schießenden, frei finanzierten<br />

Musical-Bühnen durchaus zu lernen, daß allein das Bemühen, eine große abendfüllende<br />

Geschichte voller Emotionen zu erzählen, auch einem Publikumsinteresse – und es gibt<br />

keine Kunst ohne Publikum – entgegenkommt.<br />

Was also können wir als Zulieferer eines technischen Apparates, der seine eigenen<br />

Gesetze hat, von der Oper lernen? Wir geben gleich die Antwort. Und bitte seien sie nicht<br />

verblüfft, wenn wir mit ihr da wieder ankommen, wo wir gerade innegehalten haben. Denn<br />

was anders ist eine Mozartsche Oper als eine Radiosendung ohne technischen Apparat:<br />

Da finden Arien statt, deren Länge sich unwesentlich von der durchschnittlichen Dauer<br />

eines Pop-Songs im Radio unterscheidet, diese Arien sind verbunden durch Rezitative,<br />

man könnte auch Moderationen dazu sagen, die die Handlung vorantreiben oder die<br />

stattfindende Musik in einen Rahmen stellen.<br />

Und jetzt behaupte ich: Wenn wir nach der zeitgemäßen Form des Hörspieles suchen,<br />

sollten wir von Mozart und der Hitparade lernen. Denn das Hörspiel ist – einmal<br />

abgesehen vom Film, der wegen seiner Gigantomanie zum Unkünstlerischen neigt – der<br />

einzig zeitgemäße Platz, an dem sich heute noch große Geschichten erzählen lassen.<br />

Und wie sich diese Geschichten erzählen lassen, das eben läßt sich von Mozart und der<br />

Pop-Musik lernen. Dann – so behaupte ich – läßt sich leicht Avantgardist sein.<br />

Radio: Verfügbarkeit der Stile<br />

Was das Radio von Mozart unterscheidet, ist weniger der technische Apparat als vielmehr<br />

die Verfügbarkeit der Stile: Das Radio hat keine Probleme, eine Mozart-Arie nach einem<br />

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